Neulich im Wald
Die Rotbauchkröt' errötete,
wenn's Waldrotkehlchen flötete;
sie war verliebt, ihr sprang das Herz
aus Liebesfreud und Liebesschmerz,
und eines Tages (es war um acht,
der Mond verschwand, die dunkle Nacht
vergoß ihr helles Sonnenlicht,
Entschuldigung, hier stimmt was nicht) –
na jedenfalls: zu jener Stund'
(der Schnee lag tief, ein kleiner Hund
litt stark an seinem Sommerschiß
und, von den stillen Winden bis
weit in die Welt hinausgeweht,
erklang des Köhlers Nachtgebet) –,
da stieg die Kröte aus dem Teich
und hüpfte hurtig, wieselgleich
in jene Waldgevierte,
wo's Kehlchen tirilierte.
Dann der Moment, in dem sie sah,
wie schön das Waldrotkehlchen war!
Und erstmals hörte sie genau,
was die geliebte Kehlchenfrau
da eigentlich so flötete:
Das Liedchen hieß (man glaubt es nicht,
wie mancher von der Kröte spricht!):
„Wie ich die Kröte tötete
und ihr noch eins verlötete.“
Moral: Es war, wie jeder sieht,
im Grunde gar kein Liebeslied!
Thomas Gsella