: Kein Testbild mehr
■ Der Streik bei Frankreichs zweitem staatlichen TV ist nach 11 Tagen beendet
Paris (taz/AFP) – Nach elf Tagen gibt es kein Testbild mehr auf französischen Bildschirmen, das – von klassischer Musik begleitet – immer noch 70.000 der besonders treuen Zuschauer gelockt hatte. Seit Samstag sendet das staatliche Fernsehprogramm France 3 wieder. Die Gewerkschaften stimmten mehrheitlich einem Abkommen zu, das in langwierigen Verhandlungen mit der Direktion erzielt worden war.
Fraglich ist, wie viele Zuschauer jetzt wieder zu F 3 zurückkehren. Wer nicht das Testbild sehen wollte, war in den Tages des Streiks zur Konkurrenz übergewechselt. Das Weihnachtsgeschäft, das beste des ganzen Werbejahres, hat F 3 größtenteils verpaßt – insgesamt gingen ihnen mindestens 90 Millionen Mark durch die Proteste verloren.
Der Streik bei F 3 war ausgebrochen, nachdem die Belegschaft des Regionalsenders die hohen Lohnunterschiede zu den Kollegen bei der zweiten staatlichen Kette F 2 nicht länger akzeptieren wollte. Diese Unterschiede sind unübersehbar geworden, da die Pariser Zentralen beider Sender künftig in einem gemeinsamen Gebäude arbeiten sollen.
Kaum hatte der Streik begonnen, erweiterte sich die Liste der Forderungen. Am Ende streikten die Fernseharbeiter nicht mehr nur für ihre Lohnangleichung und die Vorbereitung der 35-Stunden-Woche, sondern für ein besseres Programm. Sie forderten eine größere Anzahl von Sendeplätzen und ein höheres Budget für regionalspezifische Programme.
In dem nun geschlossenen Abkommen wurde vereinbart, die Bezahlung an die Gehälter bei F 2 anzugleichen. Außerdem wurden für die nächsten drei Jahre zusätzlich knapp 45 Millionen Mark zur Verfügung gestellt, um die Berichterstattung aus den Regionen auszubauen. Zwei der zehn Gewerkschaften, die an den Verhandlungen beteiligt waren, stimmten dem Abkommen zunächst nicht zu, in einigen Regionen wird weitergestreikt.
Die Auseinandersetzungen auf Arbeitnehmerseite eskalierten schon während des Streiks: Den Gewerkschaften war nach eigenem Eingeständnis die Kontrolle über die Streikdynamik abhanden gekommen.
Das im Zuge der Dezentralisierungsversuche des Pariser Wasserkopfes in den achtziger Jahren entstandene Programm France 3 hat heute Regionalstudios in zahlreichen Provinzstädten, sowie eine weiterhin große Zentrale in Paris. Die Einschaltquoten von F 3 übertreffen teilweise die des großen zentalstaatlichen „Konkurrenten“ F 2. Dorothea Hahn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen