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Ansichten keines Clowns

■ Nach dem mühsamen 3:2 über Gladbach fordert Bayerns Matthäus volles Nachdenken

München (taz) – Der Münchner Fußballtorwart Oliver Kahn hat es zur Zeit nicht leicht. Daran, daß die gegnerischen Fans wie Affen brüllen, wenn er am Ball ist, hat er sich gewöhnt. Aber weil Kahn am vergangenen Mittwoch einen Rückpaß seines Kollegen Markus Babbel ins eigene Netz trudeln ließ, kommentieren nun auch die einheimischen Fans jede seiner Aktionen, was Kahn zu der grimmigen Aussage veranlaßte, daß er „kein Clown“ sei.

Zum Glück ließen sich seine Vorderleute im Spiel gegen Mönchengladbach bald etwas einfallen, um die 46.000 Anhänger von seinem Kasten abzulenken. Dreimal mußte Mario Basler zuletzt zusehen, wie seine Kollegen verloren. Doch diesmal „ist Mario fit“, hatte Bayerns Trainer Giovanni Trapattoni schon am Vortag verkündet. Und Basler war dann auch an zwei Toren der Münchner beteiligt. In der 20. Minute zwirbelte er eine Ecke in den gegnerischen Strafraum. Gladbachs Stefan Effenberg zog freundlicherweise den Kopf ein. Carsten Jancker reagierte am schnellsten und schob zum 1:0 ein.

Nach der Pause (50.) donnerte Basler einen Freistoß auf das Tor von Uwe Kamps. Der hielt nicht nur den, sondern auch den Nachschuß von Christian Nerlinger, gegen den Versuch von Jancker war er machtlos. Wenig später (52.) erhöhte Nerlinger auf 3:0.

Eigentlich war alles gelaufen. Dann aber überlistete Effenberg die Münchner mit einem lässigen Freistoß. Kurz vor Schluß gelang Jörgen Petterson sogar noch der Anschlußtreffer, was den Gladbacher Trainer Norbert Meier stolz auf seine Mannschaft werden ließ. „Sie haben super gekämpft.“ Genützt hat es nichts, es blieb beim 3:2.

Trapattoni war nach den drei Niederlagen sehr glücklich über den Sieg seiner Mannschaft, „weil Gladbach nicht so schlecht ist, wie es die Tabelle sagt“. Daß sein Team zwei Tore kassierte, fand er nicht weiter schlimm: „Ich bin nicht böse.“ Immerhin sind seine Bayern bis auf vier Punkte an Kaiserslautern herangerückt.

Lothar Matthäus war trotzdem „sauer, weil wir wieder nur haarscharf an einer Blamage vorbeigeschrammt sind“. Das soll in Zukunft nicht mehr passieren. „Es ist wichtig“, sagte Matthäus, „daß man neunzig Minuten mit voller Konzentration an das nächste Spiel denkt.“ Über diese Ansicht sollte er vielleicht noch einmal nachdenken. Nina Klöckner

Borussia: Kamps – Paßlack, Andersson, Klinkert, Hoersen (74. Chiquinho), Pflipsen (53. Ketelaer), Effenberg, Schneider, Wynhoff – Pettersson, Juskowiak (53. Voronin)

Tore: 1:0 Jancker (20.), 2:0 Jancker (50.), 3:0 Nerlinger (52.), 3:1 Effenberg (63.), 3:2 Pettersson (87.); Zuschauer: 46.000

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