■ Mit Holzzertifikaten auf du und du
: Nachhaltig im Wald

Die Zertifizierung von Holzprodukten ist noch längst nicht einheitlich geregelt – weder in Europa noch international. Entstanden ist die Debatte vor dem Hintergrund des fortgesetzten Raubbaus am tropischen Regenwald in Lateinamerika und Südostasien. Da Zertifikate zu Beginn der neunziger Jahre schneller vergeben wurden, als nachvollziehbare Kriterien für ihre Vergabe entwickelt waren, entstand 1993 das „Forest Stewardship Council“ (FSC).

Das FSC wird zu je einem Drittel von Umweltgruppen, Sozialverbänden der armen Länder und der Holzindustrie getragen. In dem Gremium sind inzwischen über 160 Organisationen vertreten. Das FSC gilt als bisher einzige Institution, die ein Gütesiegel für Holzprodukte in aller Welt vergeben könnte – für Tropenholz ebenso wie für Papierprodukte aus kanadischem oder skandinavischem Holz.

Das Hauptaugenmerk liegt auf der Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftung. Doch was nachhaltig bedeutet, ist auch zwischen den FSC-Mitgliedern nach wie vor heiß umstritten. Waldbesitzer halten es für einen Nachweis der Nachhaltigkeit, wenn mehr Holz nachwächst, als gefällt wird. Umweltschützer ziehen als Kriterien die Artenvielfalt in Wäldern heran und fordern absolutes Fällverbot in Urwäldern.

Doch viele Länder kochen ohnehin lieber ihr eigenes Zertifizierungssüppchen. Vor Finnland hat bereits Schweden eigene Bewirtschaftungskriterien entwickelt. „Die sind so locker“, kritisiert Rudolf Fenner, Waldexperte der Umweltschutzgruppe Robin Wood, „daß 80 bis 90 Prozent der bisherigen Waldwirtschaft darunter fallen.“ Konkret bedeute das: Legitimierung von Düngung und Kahlschlägen, wenn nur zehn Bäume pro Hektar stehenbleiben.

In Deutschland ist man von einheitlichen Kriterien noch meilenweit entfernt. Erst Anfang September gründeten kommunale Forstbetriebe in Mainz eine „Forstinitiative für den deutschen Wald“ mit dem Ziel, ein Markenzeichen für Öko-Holz einzuführen. In Berlin startete vergangenes Jahr der Naturschutzbund eine Initiative, die Stadt als „Naturwald- Gemeinde“ zu zertifizieren.

Immerhin gibt es aber auch eine Initiative, die sich für die Umsetzung der FSC-Kriterien in Deutschland stark macht: Im Frühjahr entstand auf Anregung des Worl Wide Fund for Nature die „Gruppe 98“, ein Zusammenschluß von inzwischen 23 Unternehmen und zwei Verbänden der Holzindustrie. Sie haben sich verpflichtet, nur noch mit Holz und Holzprodukten zu handeln, die nach FSC-Kriterien zertifiziert sind. gg