Asean will mehr Dollar

■ Asiatische Staaten wollen stärker zusammenhalten, aber mehr Geld vom IWF

Bangkok (taz) – Der Patient ist schwer krank, die Medizin bitter, der Arzt teuer – und die Zweifel an seinen Heilkünsten wachsen: Beim Gipfeltreffen der von der schweren Finanzkrise geplagten südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean wurde gestern Unmut über den Internationalen Währungsfonds (IWF) laut. Trotz der Hilfe und der Ratschläge des IWF sei der „Verfall der Währungen unaufhaltsam weitergegangen“, heißt es in einer Erklärung der Asean- Regierungschefs, die gestern in Kuala Lumpur veröffentlicht wurde. Folge sei „ein ernsthafter Rückgang des Wohlstandes der Länder, der Geschäfte und ihrer Bevölkerungen“.

Gleichwohl bat die Asean dringend um weitere internationale Hilfe, um die schwere Finanzkrise zu überwinden, die Aktien und Währungen in der Region derzeit immer tiefer in den Keller drückt. Dieses zusätzliche Geld sollte, versprachen sie, entsprechend der IWF-Leitlinien vergeben werden. Der Fonds hatte in den vergangenen Wochen über 100 Milliarden US-Dollar Kredite Thailand, Indonesien und Süd-Korea zugesagt, um die hochverschuldeten Länder vor der Zahlungsunfähigkeit zu retten. Im Gegenzug verlangten die Banker, die asiatischen Märkte zu öffnen, marode Finanzinstitute zu schließen und bei den staatlichen Ausgaben streng zu sparen.

Die Sparpolitik hat bereits jetzt dazu geführt, daß zum Beispiel in Thailand auch gesunde Unternehmen bei den Banken keine Kredite mehr erhalten und öffentliche Vorhaben gestoppt werden. Folge: Firmenpleiten und Arbeitslosigkeit nehmen zu. Wegen des Währungsverfalls von in einigen Fällen 40 Prozent schießt der Preis für importierte Güter in die Höhe. In Jakarta, wo die Gerüchte über eine schwere Krankheit von Präsident Suharto nicht verstummen, fiel der Rupiah auf seinen bislang tiefsten Stand gegenüber dem US-Dollar.

Der Gastgeber des Gipfeltreffens, Malaysias Premierminister Mahathir Mohamad, forderte die Asean-Länder auf, mehr voneinander zu kaufen und teure ausländische Güter zu vermeiden. Das sei „kein Nationalismus, Regionalismus oder Blockismus“, sagte er, sondern nur finanzielle Notwendigkeit. Zum ersten Mal räumte er ein, daß Politiker und Unternehmer in der Region mit für die Krise verantwortlich seien. Bislang hatte er immer westliche Regierungen und Spekulanten verantwortlich gemacht. Gestritten hat Mahathir dann noch mit Japans Premier Hashimoto. Der warf Mahathir Undankbarkeit und Nörgelei an der Arbeit des IWF vor. „Wenn Sie die Bedingungen nicht akzeptierten, gibt es eben kein Geld“, sagte Hashimoto zu Mahathir. Jutta Lietsch