Weiße Blutkörper übertragen Hirnkrankheit

■ Neue Erkenntnisse Schweizer Forscher zu Traberkrankheit und Creutzfeldt-Jakob-Syndrom

Berlin/London (dpa/AFP) – Weiße Blutkörperchen spielen nach Erkenntnissen Schweizer Forscher offenbar eine entscheidende Rolle bei der Auslösung der Traberkrankheit bei Schafen. Das auch als Scrapie bekannte Hirnleiden steht in Verbindung mit der tödlichen BSE-Seuche bei Rindern und der Creutzfeldt-Jakob- Syndrom (CJS) bei Menschen.

Ein Team um den Nobelpreisträger Rolf Zinkernagel von der Universität Zürich hatte in Versuchen mit Mäusen herausgefunden, daß weiße Blutzellen, die B-Lymphozyten, für die Ausbreitung des Scrapie-Erregers im Körper notwendig sind. Ihre Ergebnisse stellten die Forscher gestern im britischen Fachjournal Nature vor. Sie hatten als Scrapie-Auslöser im Verdacht stehende Eiweiße, Prionen genannt, in Mäuse gespritzt. Genetisch veränderte Tiere ohne diese speziellen Blutzellen erkrankten im Gegensatz zu den anderen Tieren nicht an dem tückischen, tödlich verlaufenden Hirnleiden.

Das weist darauf hin, daß die weißen Blutkörperchen Träger der infektiösen Eiweiße sind, die zu der Hirnerkrankung führen. Nach dem gleichen Mechanismus könnte bei Menschen auch das tödliche Creutzfeldt-Jakob-Syndrom ausgelöst werden. Nach Ansicht der Forscher könnte die Entdeckung zur Folge haben, die Sicherheit von Blutprodukten einer erneuten Überprüfung zu unterziehen.

Für die Bewertung des Risikos der vermutlich mit dem CJS-Erreger verseuchten britischen Diagnosemittel, die wie berichtet auch nach Deutschland ausgeliefert worden waren, sei die neue Erkenntnis allerdings ohne Bedeutung, da bei seiner Herstellung die Blutzellen abgetrennt würden, versicherte Ulrich Hagemann von der Abteilung Risikoabwehr des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte in Berlin. Das Forschungsergebnis sei allerdings interessant, denn es bringe einen neuen Aspekt über die Verbreitung der CJS-Erreger im Körper.