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Innovativ und ökologisch

■ Den Öko-Aktien gehört die Zukunft. Spezielle Fonds werden nach strengen Kriterien zusammengestellt. Der Anteil der Öko-Fonds am Kapitalmarkt ist jedoch noch sehr gering

Wer ökologisch und sozial denkt, hatte lange Jahre ein Problem: Wie läßt sich verantwortungsbewußt Geld anlegen? Firmen, die mit Autos oder Waffen, Chemie oder Atomkraft ihr Geld verdienen, sind für kritische Investoren ethisch nicht vertretbar und scheiden als Anlageobjekte aus. Als Alternative blieb nur das Festgeld bei der Bank. Doch was die Geldinstitute mit den Einlagen anstellten, war für den Kunden nicht durchschaubar – allzuoft war die Bank an eben jenen Firmen der Tabubranchen beteiligt.

Doch es hat sich viel geändert in den vergangenen Jahren. Seit die Ökobank ihren Geschäftsbetrieb aufgenommen hat, seit es auch spezielle Beteiligungsmodelle in diversen Öko-Branchen wie beispielsweise Windkraft gibt, können auch verantwortungsbewußte Kapitalanleger wieder gut schlafen. Selbst Anleger, die eine Beteiligung an Einzelunternehmen scheuen, können inzwischen – oft bei ihrer Hausbank – in ökologische Aktienfonds investieren.

Das Verfahren ist vergleichbar mit dem eines jeden anderen Fonds auch. Fondsmanager stellen aus unterschiedlichen Aktien ein Portfolio zusammen, womit sie das Risiko, das einzelnen Unternehmen anhaftet, breiter streuen. Im Unterschied zum klassischen Aktienfonds verfügt der Öko-Fonds jedoch zusätzlich über einen Anlageausschuß, der festlegt, welche Aktien ökologisch und ethisch akzeptabel sind und daher in den Fonds aufgenommen werden dürfen. Damit freilich stellt sich ein Problem: Wie vertrauenswürdig sind die Kriterien? Welcher Fonds ist ökologisch korrekt geführt, und welcher nutzt das Öko-Argument nur zum Marketing? Seriöse Fondsmanager legen Auswahlverfahren und Zusammensetzung des Portfolios offen.

Die strengsten Kriterien hat sich ohne Zweifel der Fonds Ökovision verordnet, ein Gemeinschaftsprojekt der Ökobank mit dem Versicherungsmakler Versiko. Ökovision investiert ausschließlich in Unternehmen, die umweltfreundliche Produkte herstellen, umweltfreundlich Energie gewinnen und humane Arbeitsbedingungen schaffen. Ausgeschlossen sind Unternehmen, die in Rüstung oder Atomkraft tätig sind, die Menschen aus rassischen, politischen oder sozialen Gründen diskriminieren oder mit entsprechenden Unternehmen verflochten sind. Den Sprung in den Fonds haben zum Beispiel Body Shop (Naturkosmetik, Großbritannien), Cannondale (Fahrräder, USA) und Tomra (Rücknahmeautomaten für Pfandflaschen, Norwegen) geschafft. Auch die kanadische Firma Ballard Power Systems, Hersteller von Brennstoffzellen, war vertreten. Dann aber stieg Daimler-Benz bei Ballard Power ein und machte den Betrieb damit unakzeptabel. Ökovision war konsequent und stieß die Aktien ab.

In anderen Öko-Fonds sind oft auch Unternehmen vertreten, die sogenannte „End-of-Pipe-Technik“ produzieren, also zum Beispiel Luftfilter und Kläranlagen. Sie verdienen Geld, indem sie bestehende Umweltschäden beseitigen, sie profitieren also von Umweltbelastungen. Dies entspricht der reinen Lehre der Öko-Fonds natürlich nicht. Zu diesen Technologiefonds gehört zum Beispiel der Hypo Eco Tech. Ebenso sind auch Fonds bedenklich, die auf „Öko- Leader“ setzen. Das sind Firmen, die in ihrer Branche zwar relativ innovativ, doch damit noch lange nicht ökologisch sind. Dazu zählt ein Waschmittelhersteller, der die Umweltbelastung seiner Produkte etwas senkt. Und hier könnte eines Tages auch eine Autofirma vertreten sein, die ein Drei-Liter-Auto produziert.

Doch selbst strenge Öko-Fonds bieten heute gute Renditen. „Sie sind mit Sicherheit nicht schlechter als der Dax“, sagt Jörg Bold vom Freiburger Emissionshaus Bobikiewicz & Partner, das sich auch als „grünes Emissionshaus“ bezeichnet. Die guten Gewinnprognosen sind zumindest langfristig nachvollziehbar, weil ökologische Branchen in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen werden. Umweltschädliche Branchen müssen dagegen damit rechnen, zunehmend die Kosten der Schäden, die sie verursachen, aufgebürdet zu bekommen. Speziell wenn die Öko-Steuer kommt, ist mit einem deutlichen Wertzuwachs der Umweltaktien zu rechnen.

Die Stiftung Warentest ermittelte kürzlich, daß Öko-Fonds im Vergleich zum Vorjahr „gute Zuwachsraten“ erzielt haben, allesamt zweistellig. Und in den USA lag die Performance aller Umweltfonds laut Berechnungen der Zeitschrift Öko Invest in den ersten neun Monaten 1997 schon knapp über dem Mittel aller US-Aktien. Auch der Natur-Aktien-Index Nax, der von Öko Invest und der Zeitschrift Natur regelmäßig ermittelt wird, entwickelt sich vergleichbar mit konventionellen Aktienindizes. Vom jüngsten Börsencrash, so heißt es beim Versicherungsmakler Versiko, seien die Öko-Fonds deutlich schwächer betroffen gewesen.

Noch ist der Anteil der Öko- Fonds am gesamten Kapitalmarkt mit 0,3 Prozent zwar gering, doch sind die Pluspunkte für die Umwelt nicht mehr zu verkennen: „Viele Projekte“, sagt Experte Bold, „wären ohne Öko-Investment nicht realisierbar gewesen.“ Zum Beispiel wäre der Erfolg der Windkraft ohne die umweltbewegten Geldgeber nie eingetreten.

Schließlich lobt Bold auch die volkswirtschaftliche Weitsicht der Öko-Investoren. Denn die Bereitschaft, Risikokapital zur Verfügung zu stellen, sei in der Öko- Branche größer als anderswo. Und gerade dieses Kapital ist für eine dynamische Wirtschaft lebensnotwendig. Bernward Janzing

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