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■ Mesut Yilmaz sieht Türkei aus dem „Club der Christen“ verstoßenEnttäuschter Liebhaber

Mit innenpolitischem Wind im Rücken und verständnisvoller Worte der Amerikaner gewiß, hat der türkische Ministerpräsident Mesut Yilmaz in Washington noch einmal Bundeskanzler Helmut Kohl attackiert. Kohl wolle die EU in einen „Club der Christen“ umwandeln, sagte Yilmaz vor Journalisten. Und tatsächlich waren es nicht nur Menschenrechte, der Zypern-Konflikt und die problematischen Beziehungen zu Griechenland, warum die Türkei auf dem EU- Gipfel in Luxemburg ausgegrenzt wurde. Wer will bestreiten, daß so mancher EU-Bürokrat und Politiker schon in der Kindheit mit dem Bild des barbarischen, säbelschwingenden Türken, der Europa bedroht, aufgewachsen ist?

Doch die Rede türkischer Politiker, daß allein die muslimische Identität Grund der Ablehnung durch die Europäer sei, ist häufig Legitimation dafür, an türkischen Zuständen nichts zu ändern. Seit Jahren weigern sich türkische Regierungen, im Zypern-Konflikt einen Schritt vorwärts zu gehen. Seit Jahren hat sich weder in der kurdischen Frage noch hinsichtlich der Menschenrechte etwas geändert. Die Ausgrenzung durch die EU kulturpolitisch zu begreifen enthebt die türkischen Politiker der Notwendigkeit dringender Reformen.

Der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk verglich jüngst die heftigen, anti-europäischen Ausfälle der Türken mit der Enttäuschung eines Liebhabers, der zurückgewiesen werde. Der Liebhaber kann zwar nicht seine Identität leugnen, aber er kann sich – falls die Liebe ernst gemeint ist – der Geliebten gegenüber anständiger benehmen. Erst eine demokratisch verfaßte Türkei kann historisch und kulturell behaupten, daß sie zu Europa gehört. Nach der doppelten Demütigung der Türkei auf dem islamischen Gipfel in Teheran und dem EU-Gipfel in Luxemburg kommentierte La Repubblica zu Recht, daß die Osmanen für die Europäer den sadistischen und brutalen Orient, für die Araber und Muslims dagegen die Fremdherrschaft des westlichen, Byzantinischen Reiches verkör-

pern.

Wenn heute die Türkei als westöstlicher Zwitter keinen Platz in Europa hat, liegt die Definition eines christlichen Europas im Kampf mit „fremden Zivilisationen“ nahe. Eine Entscheidung von historischer Tragweite. Folge wäre eine nationalistische, anti-europäische wie anti-islamische Welle – wie sie heute schon bei türkischen Politikern anklingt –, die in dem Credo gipfelte: „Der Türke hat keinen anderen Freund als den Türken.“ Ömer Erzeren

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