Familiensachen

■ Verschachtelt-schwellend: Zu Besuch bei Couch im Lagerhaus

Ein Hauch von Exklusivität, von Musikern meist weit weniger geschätzt als von den Leuten, die eine Band ab dem Zeitpunkt nicht mehr mögen, wo sich so etwas wie Erfolg einstellt, dieser Hauch wehte am Samstag durch das Lagerhaus. Auch wenn Couch durchaus hippe Referenzen vorweisen können, kamen gerade mal vierzig Leutchen, um sich – ganz ungestört – bei Couch zu vergnügen.

Sie sahen eine Band, die ungefähr eine Stunde lang hochkonzentriert instrumentale Musik spielte. Fachleute zogen wissend die Augenbrauen hoch und murmelten sich anerkennend wie kennerhaft Wörter wie ,Slint' in die Ohren. Über einen 5/4-Takt oder einen aufs schönste rollenden 7/4-Takt spielten Couch Verschachteltes und Schwellendes von leisem Geschrängel bis zum schroff verzerrten Akkord. Immer schön durchkomponiert und straff arrangiert. Dabei lag der Akzent eindeutig auf dem Takt, auf der rhythmischen Fügung und nicht so sehr auf dem Schwelgen in extravaganten Ackorden. Gegen Ende, da waren Couch schon latent euphorisiert, spielten sie durchaus den einen oder anderen raumgreifenden Schönklang, wirkten auch insgesamt freier im Spiel und ließen nebenher erahnen, was von ihnen noch erwartet werden darf. Eine Herangehensweise, die an elektronische Musik erinnert, gehört aber nicht dazu, auch wenn die mal in der Süddeutschen Zeitung diagnostiziert wurde. Couch spielen zeitgenössische Rockmusik, und das ist gut so. Warum sollte man durch den Verweis auf Modetrends noch Relevanz erzeugen wollen?!

Eine schon bei Konzertbeginn angekündigte Überraschung ließ dann den Abschied nicht mehr gar so schwer fallen. Der Fahrer und Plattenverkäufer von Couch gab nämlich mit Bundfaltenhose, graumelierten Haaren und einer Gitarre so etwas wie den Großonkel von Tocotronic, den, der schon damals alles besser wußte. Das dauerte zwar nur drei Stücke lang, reichte aber aus, um das Publikum gehörig zu dezimieren. Andreas Schnell