Süd-Koreas Expräsidenten Chun und Roh in Freiheit

■ Proteste mit Tränengas auseinandergetrieben, Parlamentssondersitzung über IWF-Programm

Seoul (AFP/taz) – Die beiden früheren südkoreanischen Präsidenten Chun Doo Hwan und Roh Tae Woo sind gestern nach nur zwei Jahren Haft freigelassen worden. Kurz zuvor hatte das Kabinett die beiden Exgeneräle begnadigt, nachdem sich der neugewählte Präsident Kim Dae Jung mit dem noch amtierenden Staatschef Kim Young Sam auf dieses Zeichen der nationalen Versöhnung verständigt hatte. Die ehemals schärfsten politischen Feinde Kim Dae Jungs hatten ihn 1980 zum Tode verurteilt und waren im gleichen Jahr verantwortlich für das Massaker von Kwangju. Damals tötete die Armee mindestens 200 Menschen.

Neben Chun und Roh wurden auch 23 ihrer Gefolgsleute begnadigt. Chun war 1995 zunächst zum Tode verurteilt worden, in der Berufung wurde das Strafmaß aber auf lebenslange Haft gemildert. Roh erhielt 17 Jahre Haft. Beide wurden außerdem wegen Unterschlagung in Milliardenhöhe zu hohen Geldstrafen erurteilt.

Als Chun gestern in einer Limousine das Gefängnis verließ, warfen Demonstranten Eier auf den Konvoi. Die Nachrichtenagentur Yonhap zitierte eine Erklärung von Dissidenten aus Kwangju, wonach Chun keinerlei Reue zeige. In Seoul und einigen Provinzstädten demonstrierten Studenten gegen die Amnestie. Auf dem Gelände der Seouler Yonsei Universität skandierten 400 Studenten: „Denk noch einmal nach, Kim Dae Jung.“ Sie wurden von der Polizei mit Tränengas vertrieben. Menschenrechtler kritisierten, daß keine weiteren politischen Gefangenen freigelassen wurden. Sie sitzen meist noch seit der Amtszeit von Chun und Roh ein. Kim Dae Jung kündigte inzwischen weitere Begnadigungen an.

Gestern begann Süd-Koreas Parlament inmitten weiter fallender Aktien- und Währungskurse Sondersitzungen, um den Weg für das mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) vereinbarte Sanierungsprogramm zu ebnen. Die wichtigsten Parteien hatten sich bereits zuvor darauf geeinigt, die erforderlichen Gesetze so schnell wie möglich zu verabschieden, damit das in einer tiefen Wirtschaftskrise steckende Land die IWF- Kredite erhalten könne. Bereits gestern wurde wie vom IWF gefordert die Importbeschränkung für japanische Autos gelockert. han