Massen-Firmenhochzeit

■ Unter den großen Fusionen war nur eine nicht dabei: Deutsche Bank und Commerzbank

Berlin (taz) – Ein wahres Feuerwerk der Fusionen und Firmenübernahmen wurde noch kurz vor Jahresschluß gezündet. Am Montag wurden mindestens sechs große Fusionen bekannt. Über 12 Milliarden Dollar waren die Deals zusammen wert. Damit steigt der Umfang von Zusammenschlüssen oder Übernahmen allein in den USA in diesem Jahr auf fast 880 Milliarden Dollar, deutlich mehr als im Jahr zuvor, das schon als Jahr der Fusionen bezeichnet worden war.

Nur auf eine große Übernahme wartete man gestern vergeblich: die von Deutscher Bank und Commerzbank. Angeblich für 90 Mark pro Aktie wollte die Deutsche Bank gestern die Commerzbank übernehmen. So jedenfalls hatte es am Freitag ein Broker dem anderen auf dem Frankfurter Börsenparkett ins Ohr geraunt. Gerüchte kursieren dort ständig, treiben sie doch die Preise vor allem bei sinkendem Aktienindex. Neu war indes die exakte Terminierung samt Preis. Die Commerzbank legte am selben Tag kräftig zu, und auch noch am Montag morgen stieg der Kurs der Commerzbank-Aktie. Doch da verebbte das Gerücht schon wieder, und analytisches Denken kehrte in die Frankfurter Börse zurück: Die Commerzbank- Aktie fiel auf Normalmaß.

Erfolgreich war hingegen Coca- Cola mit dem Kauf der französischen Limonadenmarke Orangina. Annähernd fünf Milliarden Franc, umgerechnet knapp 1,5 Milliarden Mark, will Coca-Cola dem bisherigen Eigentümer Pernod-Ricard für das zweiterfolgreichste Erfrischungsgetränk in Frankreich auf den Tisch blättern. Mehr Marktanteil als die kleine bauchige Orangina-Flasche aus den dreißiger Jahren hat in Frankreich nur Coca-Cola selbst. Die Amerikaner haben damit einen ehemaligen Konkurrenten ausgestochen. Bis 1990 hatte Pernod-Ricard noch den Vertrieb von Coca-Cola in Frankreich gehalten.

Die größte Milliardenfusion vermeldet die US-Energiewirtschaft. Der Stromkonzern American Electric Power übernimmt für 6,6 Milliarden Dollar (11,7 Milliarden Mark) den Konkurrenten Central & South West.

In Deutschland hatte erst am Wochenende die Allianz die wahrscheinlich neun Milliarden Mark teure Übernahme des französischen Versicherers AGF angekündigt. lieb/ufo