Schwerverletzte nach Skin-Überfall

■ 25 Rechtsradikale überfallen Gaststätte

Frankfurt/Main (taz) – Bei einer Messerstecherei zwischen deutschen Skinheads und Ausländern im pfälzischen Kirchheimbolanden sind in der Nacht zum Sonnabend ein 40 Jahre alter schwarzer US-Bürger und ein als „rechtsradikal“ bekannter 21jähriger Deutscher schwer verletzt worden. Mit Stichverletzungen in Bauch und Rücken mußten sie noch in der Nacht in einem Krankenhaus operiert werden. An eine Vernehmung, so ein Polizeisprecher gestern, sei vorläufig noch nicht zu denken.

Wie Augenzeugen aus dem Bistro „Laterne“ gestern gegenüber der taz berichteten, hätten die etwa 25 Skinheads das Lokal „als Gruppe“ betreten und sofort damit begonnen, die anwesenden Türken und Marokkaner und den US-Amerikaner zu beschimpfen: „Nigger und Kanacken raus!“ Die Ausländer hätten daraufhin die Skinheads verbal attackiert: „Nazis raus!“ Die ermittelnde Polizei in Mainz bestätigte diese Berichte: Es seien die Skinheads gewesen, die „sofort Streit angefangen“ hätten. Zur Massenschlägerei kam es dann vor der Gaststätte. Am Ende lagen der US-Amerikaner und der deutsche Skinhead schwer verletzt in ihrem Blut.

Die von dem Gastwirt gerufenen Polizeibeamten konnten wenig später 21 Skinheads festnehmen. Die Ausländer waren zu diesem Zeitpunkt bereits geflüchtet. Tatwaffen wurden nicht gefunden. Bei den rechtsradikalen Skinheads stellten die etwa 40 Beamten zwei geladene Schreckschußpistolen, einen Totschläger und ein Messer sicher, das „nicht benutzt worden“ sei. Nach Verhören wurden alle Skinheads wieder freigelassen, „weil sich kein konkreter Tatverdacht ergeben“ habe, so die Polizei.

Ein Polizeisprecher in Mainz räumte ein, daß die Skinhead-Gruppe bereits öfter durch ähnliche Delikte aufgefallen sei. Wiederholt haben die Bündnisgrünen im Mainzer Landtag darauf hingewiesen, daß gerade die Pfalz – von Alzey in Rheinhessen bis Landau an der Weinstraße – zum Tummelplatz für Rechtsradikale avanciert sei. Doch die Landesregierung unter Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), so die Vorwürfe der Bündnisgrünen, habe nie reagiert.

Mehrfach hatten Skinheads BesucherInnen von Weinfesten in der Region terrorisiert und Schlägereien provoziert. Selbst Hochzeitsfeiern wurden von den Glatzköpfen aufgemischt. In Biebelsheim und in Worms kam es von der Polizei unbehelligt zu Aufmärschen der Neonazis mit Reichskriegsflaggen und FAP-Fahnen. Klaus-Peter Klingelschmitt