Große Koalition möglich

■ Gerhard Schröder: SPD darf sich nicht allein auf rot-grüne Regierung fixieren

Hannover/Bonn (dpa/taz) – Zum Auftakt des Bundestagswahljahres 1998 hat Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) eine Große Koalition von CDU/CSU und Sozialdemokraten nach der Wahlentscheidung am 27. September nicht ausgeschlossen. Rot-Grün sei zwar die wahrscheinlichere Perspektive zur Ablösung der CDU/FDP-Regierung Helmut Kohl, sagte Schröder gestern gegenüber dpa. „Aber man darf sich nicht darauf fixieren. Das würde den eigenen Bewegungsspielraum einengen. Und das wäre nicht gut.“ Alle demokratischen Parteien in Bonn müßten miteinander koalitionsfähig sein.

Zugleich sagte Schröder dem SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine volle Unterstützung im Wahlkampf zu, wenn der SPD- Chef als Kanzlerkandidat antritt. Schröder selbst bekräftigte, daß er bei Verlusten von mehr als zwei Prozentpunkten bei der Landtagswahl in Niedersachsen am 1. März seine Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur aufgeben wird.

Nach Schröders Einschätzung wird die CDU/CSU möglicherweise mit Fraktionschef Wolfgang Schäuble und nicht mit Kohl an der Spitze in die Bundestagswahl gehen. „Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß die Union noch einen fliegenden Kandidatenwechsel vornimmt, wenn sich im Frühjahr zeigt, daß die schlechten Umfrageresultate anhalten. Das ist im wesentlichen ein Kohl-Problem.“ Für die SPD wäre Schäuble der schwierigere Gegner, so Schröder.

Nach Schröders Darstellung ist noch nicht klar, ob die Frage der SPD-Kanzlerkandidatur schon am Tag nach der Landtagswahl in Niedersachsen entschieden wird. Für die Beratungen, an denen er selbst sicher beteiligt sein werde, werde sich Lafontaine möglicherweise eine Woche Zeit lassen. „Aber wir müssen natürlich in der ersten Märzhälfte zu Stuhle kommen. Und das werden wir auch.“ Maßstab werde sein, wer von ihnen beiden – er oder Lafontaine – die Chancen der SPD für den Wahlsieg maximieren könne.