Angriff auf das Rebellendorf

■ Die mexikanische Armee sucht nach dem Zapatistenführer Marcos

San Cristobal/Berlin (rtr/taz) – „Wo ist Marcos? Wir haben Befehl vom Präsidenten, ihn tot oder lebendig zu fassen“, sollen mexikanische Soldaten zu Bauern gesagt haben, als sie am Sonnabend die Ortschaft La Realidad im Bundesstaat Chiapas besetzten. Der Ort gilt als Versteck der Zapatisten-Kämpfer. Die Soldaten suchten dort nach deren Anführer, Rebellenchef Marcos, vermuteten die Zapatisten.

Marcos soll sich seit 1995 in der Gemeinde aufhalten. Als Soldaten nun La Realidad besetzten, war er jedoch nicht mehr dort. Statt dessen seien mehrere Bauern festgenommen oder mißhandelt worden, berichten die Rebellen. Die mexikanische Armee dementierte am Wochenende die Berichte.

In La Realidad haben die Zapatisten-Kämpfer eines ihrer Hauptquartiere errichtet, seit ihr bewaffneter Aufstand 1994 nach zehn Tagen niedergeschlagen wurde. Seit Jahren bereits hatten Soldaten La Realidad beobachtet, versteckt im Dschungel von Lacandon, erklären die Rebellen. Bisher habe die Armee jedoch nicht ernsthaft versucht, die Zapatisten zu fassen – für deren Kommandanten David ein Zeichen, daß die Militärs einen Angriff vorbereiteten. „Sie haben die Gegend um die Ortschaft herum durchkämmt und Passanten mißhandelt, die ihnen begegnet sind“, sagt er. Als am Wochenende Militärjeeps das Dorf umzingelten, waren viele Bewohner deshalb schon fluchtbereit.