Geschmackloser Kardinal Wetter

■ Natalies Familie gegen Vergleich von Abtreibung und Sexualmord

Berlin (dpa/taz) – Wut und Empörung erntet Kardinal Friedrich Wetter für den Vergleich von Abtreibungen mit dem Sexualmord an der kleinen Natalie Astner. „Das ist eine unglaubliche Geschmacklosigkeit“, sagte Natalies Großvater Erich Kettner, nach eigenen Angaben gläubiger Katholik, im Namen der Familie. „Was ist dieser Kardinal nur für ein Mensch? Statt das Leid unserer Familie nachzuempfinden, verharmlost er die Tat und mißbraucht Natalies grausames Schicksal für seine Politik.“

In seiner Silvesterpredigt hatte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, den Fall Astner mit einem Schwangerschaftsabbruch verglichen. Der Kardinal fragte, wo das Entsetzen bleibe angesichts der Tatsache, „daß Jahr um Jahr Tausende und Abertausende kleiner Natalies bereits im Schoß ihrer Mütter getötet werden“. Auch Heiner Geißler, stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag, widersprach dem Kardinal. „Aus der Sicht eines katholischen Christen“ seien seine Äußerungen nicht hinnehmbar. „Frauen, die meist unter erheblichen Konflikten und nach der vom Gesetz vorgeschriebenen eingehenden Beratung eine Abtreibung vornehmen lassen, sind keine Lustmörderinnen.“ sol