In Asien schwinden Hoffnung und Vertrauen

■ Die Währungen in allen Krisenländern verfallen weiter. Aktienkurse gehen runter

Berlin/Seoul/Tokio (taz/dpa) – Tausende Südkoreaner stürmten gestern die Banken des Landes. Mit ihren Sparbüchern in der Hand warteten sie stundenlang, um ihre Einlagen abzuziehen. Sie fürchten, daß die Banken zusammenbrechen oder die Umstrukturierung nicht überleben. Die Neuordnung war eine der Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Süd-Korea Anfang Dezember knapp 60 Milliarden Dollar zugesagt hatte. Die südkoreanische Regierung wird daher bis Ende Januar prüfen, wie sie die 30 Handelsbanken nach der Finanzkrise halten kann.

Während die Kleinsparer ihr Geld von der Bank holten, schnellten die Kurse an der Seouler Börse nach oben. Der Aktienindex Kospi legte um 2,85 Prozent zu. Denn nachdem der Spekulant und Milliardär George Soros in Seoul gesagt hatte, sich vorstellen zu können, wieder in Süd-Korea zu investieren, vertrauten auch andere ausländische Investoren wieder auf Gewinne aus der darniederliegenden Börse. Die südkoreanische Währung Won verlor dagegen kräftig gegenüber dem US-Dollar. Aktienhändler sagten, daß koreanische Unternehmen ihre Won einwechselten, um Auslandsschulden begleichen zu können.

Auch in Thailand, Hongkong, Singapur, Malaysia und selbst dem bislang stabilen Taiwan tauschten die Unternehmen ihre Landeswährung in Dollar. Zwischen Tokio, Kuala Lumpur und Bangkok sackten sowohl Aktienkurse als auch Währungen auf Tiefstände. Allein der japanische Nikkei-Index fiel am ersten Geschäftstag des neuen Jahres um 301,90 Punkte unter die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Punkten.

Am schlimmsten betroffen von der asiatischen Krise war gestern wieder Thailand. Nach hektischem Handel an der Börse von Bangkok kostete ein US-Dollar gestern über 50 Baht. Vor sechs Monaten bekam man einen Greenback noch für 24 Baht. Aufgrund der massiven Währungsflucht will die thailändische Regierung mit dem IWF nachverhandeln. Der Fonds hatte dem Land knapp 17 Milliarden Dollar Kredit zugesagt. Die Summe hatte der IWF ausgerechnet, nachdem er 32 Baht pro Dollar zugrunde gelegt hatten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hätte 1997 um 2,5 Prozent wachsen sollen. Tatsächlich legte das BIP aber nur um 0,3 Prozent zu. Der IWF verpflichtete Thailand zudem, einen Überschuß von einem Prozent des BIP – nach damaliger Rechnung 70 Milliarden Baht – zu erwirtschaften und damit seine Verbindlichkeiten zu bedienen. Nachdem das Land seinen Haushalt 1997/98 schon um 16 Milliarden Dollar gekürzt hat, ist auch da kein Baht mehr zu holen. ufo