83 Professoren weniger

■ HU-Präsident Meyer verlangt vom Senat aber eine Aufstockung des Uni-Etats ab 2001

Mit „Bestürzung“ und „Unverständnis“ haben die Dekane der geistes- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten an der Humboldt- Universität die Kürzungsvorschläge der Kommission für Entwicklungsplanung (EPK) aufgenommen. Von den 83 Professorenstellen, die in den nächsten Jahren samt Ausstattung wegfallen, müssen sie 61 einsparen. Mathematiker und Naturwissenschaftler sollen auf 22 Professuren verzichten, ein Drittel davon entfällt auf die Schließung der Pharmazie.

Der Akademische Senat faßte gestern noch keinen Beschluß, eine Mehrheit für den EPK-Vorschlag zeichnete sich aber trotz des Protests der Fakultäten ab. Charles Beat Blankart kritisierte als Dekan der Ökonomen, die EPK habe „rein angebotsorientiert“ gekürzt, ohne die studentische „Nachfrage“ zu berücksichtigen. Der Anglist Klaus Hansen klagte ebenfalls, das Zahlenverhältnis von Lehrenden und Lernenden spiele in der Kürzungsdebatte eine „zu geringe Rolle“. Auch nach Ansicht des Soziologen Hans Bertram hätte sich die EPK überlegen müssen, „wie möglichst viele Studienplätze erhalten werden können“. Eine solche Planung sei aber ohne eine Übersicht über die Kostenstruktur, die Kanzler Rainer Neumann bislang nicht geliefert habe, „eigentlich nicht möglich“.

Die EPK-Vorsitzende Beate Meffert dagegen beharrte darauf, StudentInnenzahlen seien „kein Argument“, weil „eine bedarfsgerechte Ausfinanzierung eh nicht mehr möglich“ sei. Ginge es allein nach den Kosten pro Studienplatz, meinte Uni-Präsident Hans Meyer, „dann müßten wir Jura und Medizin verdoppeln“. Statt dessen empfahl er, die vorgegebene Zahl von 85.000 Studienplätzen „nicht gegen uns, sondern gegen den Staat zu wenden“. Bei den anstehenden Verhandlungen über die Hochschulfinanzierung ab 2001 werde er deshalb keinesfalls nur Kürzungen abwehren, sondern „Aufstockung verlangen“.

Als „unseriös“ wies er einen Antrag der Dekane zurück, statt der vorgegebenen 82 nur 76 Professuren zu streichen und dafür die eingeplante „Innovationsreserve“ zu opfern. Statt dessen will Meyer mit sich reden lassen, wenn später bei der Umsetzung der Beschlüsse „wirkliche Engpässe“ auftreten. Bis dahin, so hofft an der Uni mancher, sieht vielleicht alles anders aus. „Ich bin sicher“, meinte der Philosoph Volker Gerhardt, „daß sich die Lage im neuen Jahrhundert entspannt“. Ralph Bollmann

Siehe auch Seite 22