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: Titanic

Wolfgang Rademacher, seines Zeichens Traumschiff-Macher hätte allen Grund eine saftige Klage Richtung Hollywood zu schicken. Adresse: James Cameron. Wortlaut: „Habe Titanic gesehen. Große Kreuzfahrt. Liebe an Bord, Drama zur See. Mach' ick seit Jahrzehnten. Bin nicht amüsiert.“Dumm nur, daß es Rademacher schon immer an Eisbergen und Erfrierungsopfern gefehlt hat. James Cameron hat Eisberge. Nur einen zwar, dafür aber aus dem Computer. Die restlichen 199 Dollar Budget gab er für den Nachbau der R.M.S. Titanic aus. Seinem Thema vom Menschen versus Technik bleibt der wahnwitzigste aller Studio-Filmer also treu. An Deck inszeniert er den Zusammenprall von Edwardianern und Proletariern als Gezeitenkatastrophe, einströmende Wassermassen künden vom Untergang der A-Klasse anno 1912. Und wer's ein bißchen sanfter mag, dem bleiben Luxusmädchen Kate Winslet und Edelstreuner Leonardo DiCaprio, romantisch verbändelt weit über den Abspann hinaus. Solche trojanischen Kino-Schlachtschiffe traut sich außer dem Kreativ-Berserker Cameron heute keiner mehr. Andreas Dosch

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