Nachgefragt
: „Den Sender erhalten“

■ Personalrätin Barbara Schleich über Radio-Bremen-Rationalisierungspläne

Am 19. Januar will die SPD-Bürgerschaftsfraktion entscheiden, ob sie eine radikale Reform von Radio Bremen mitträgt. Der Fraktionsvorsitzende Christian Weber hat dafür im Vorfeld persönlich die Zustimmung der SPD-Politiker signalisiert. Wir sprachen darüber mit der stellvertretenden Personalrats-Vorsitzenden bei Radio Bremen, Barbara Schleich.

taz: Christian Weber empfiehlt für Radio Bremen eine Strukturreform „an Haupt und Gliedern.“Sie haben darauf scharf reagiert. Warum?

Barbara Schleich: Weber sagt nicht, was er darunter versteht. Nur, daß er das Gesetz verändern will, um die Alleinherrschaft des Intendanten zu implantieren.

Spart man auf diese Weise Direktorengehälter?

Direktoren für die einzelnen Bereiche wird es weiter geben. Die Direktoren, die heute neben dem Intendanten regieren, dürften nicht mehr ihren eigenen Bereich eigenständig gestalten. Unsere Nöte mildert das nicht.

Welche Nöte?

Wir brauchen Geld. Was Weber wegrationalisieren will, ist aber nur Verantwortung. Radio Bremen soll gleichgeschaltet werden mit den anderen Anstalten, die dieses Direktorenmodell nicht haben.

Was würde sich dadurch für den Personalrat ändern?

Wir bereden selbstverständlich heute schon alles mit den Verantwortlichen. Da würde sich gar nichts ändern. Aus der Binnenerfahrung muß ich sagen, daß es manchmal besser wäre, wenn wir nicht vier Gesprächspartner im Direktorium hätten, sondern nur einen.

Sie halten das Direktorenmodell nicht für effizient?

Das Problem liegt nicht in den Strukturen, sondern in einzelnen Personen. Leute in Spitzenpositionen machen ihren Job gut oder eben weniger gut.

Welche Leute machen's nicht so gut?

Alle vier Direktoren machen auch Fehler. Die würden sie in einer anderen Struktur aber auch machen.

In Ihrem Brief an Christian Weber befürchten Sie auch Arbeitsplatzwegfall. Warum?

Im Vorgriff auf den auslaufenden Vertrag zum Länderfinanzausgleich im Jahre 2000 fordert Weber: Ihr müßt euch verkleinern! Diese Forderung verschlechtert unsere Ausgangschance. Wir erwarten von den Politikern, daß sie sagen: „Wir wollen unseren Sender erhalten. So wie er ist!“Darauf haben wir einen Verfassungsanspruch. Wenn Christian Weber für einen Länderfinanzausgleich mit dem Land Bremen vor's Verfassungsgericht ginge, wieso nicht auch für Radio Bremen. Stattdessen sagt er: „Ob Radio Bremen vier, drei oder zwei Wellen betreibt, das ist mir eigentlich wurscht.“Das ist zynisch. Davon sind eminent Arbeitsplätze betroffen.

Wo würden Sie denn sparen, um der Finanznot von Radio Bremen beizukommen?

Seit Jahren sparen wir Stellen ein. Immer mehr Mitarbeiter ohne Festanstellung übernehmen bei uns verantwortliche Positionen. Aber es gibt weiterhin den Druck des Rundfunkrates, das heißt letzten Endes der Politiker, feste Stellen abzuschmelzen.

Wieviel Stellen?

Bis zum Jahr 2000 soll die Stellenzahl von 640 auf 620 sinken, bis zum Jahr 2010 auf 586.

Und wie ist die Stimmung unter den Mitarbeitern?

Die Leute bangen zunehmend. Fragen: ritz