US-Regierung lehnt Klonexperimente ab

Weißes Haus will ein fünfjähriges Moratorium. Selbst die Erfinder der zugrundeliegenden Klonmethode, die Schöpfer des Schafes Dolly, wollen das Verfahren nicht mehr verwenden, weil es kaum beherrschbar ist  ■ Von Wolfgang Löhr

Mit seiner Ankündigung, Menschen klonen zu wollen, löste der US-Forschers Richard Seed gestern in den Vereinigten Staaten Empörung und Ablehnung aus. Ein Sprecher des Weißen Hauses kündigte an, daß Präsident Bill Clinton den Kongreß erneut auffordern werde, ein fünfjähriges Moratorium für Klonexperimente mit Menschen zu erlassen. Seeds Pläne seien „verantwortungslos und unethisch“.

Der Fraktionschef der Republikaner im Repräsentantenhaus, Dick Armey, setzt sich für ein Klonverbot ein. Eine neue Welt mit geklonten Klinikprodukten lehne er ab. Um Seed zu stoppen, müsse der Kongreß sofort ein gesetzliches Verbot verfügen.

Seed, der eigentlich gelernter Physiker ist, hat langjährige Erfahrung mit der Fortpflanzungstechnik – er gründete bereits zwei eigene Firmen. Der harschen Kritik begegnete Seed gelassen. Er könne die öffentliche Ablehnung nicht nachvollziehen, sagte der Physiker in einem vom US-Fernsehsender ABC ausgestrahlten Bericht. Er will sein Ziel, der erste Mensch zu sein, der einen Artgenossen klone, auf jeden Fall weiterverfolgen.

Seed nannte inzwischen auch die Kosten: 2,2 Millionen US-Dollar sollen die Eltern für das erste geklonte Baby hinblättern. Sollte die Methode sich als erfolgreich erweisen und zur Routine werden, könnten Paare später ein geklontes Kind schon für 5.000 bis 10.000 Dollar haben. Der geklonte und einige Jahrzehnte jüngere Zwillingsbruder würde damit etwa genausoviel kosten, wie der Nachwuchs, der mit anderen Behandlungsmethoden von unfruchtbaren Paaren gezeugt wurde, wie zum Beispiel der Befruchtung im Reagenzglas.

Auch Seeds Vorbilder, die Schöpfer des geklonten Schafes Dolly, lehnen sein Vorhaben strikt ab: Harry Griffin vom schottischen Roslin-Institut hält derartige Experimente am Menschen für „äußerst unethisch“. Sein Institut ist das erste und bisher einzige, dem es gelungen ist, aus einer Körperzelle eines ausgewachsenen Säugetiers geklonte Lebewesen zur Welt zu bringen. Griffin wies außerdem auf die „unerträglichen Gefahren“ für den geklonten Nachwuchs hin: Totgeburten, Kindersterblichkeit, Krebs und vorzeitiges Altern könnten bislang nicht ausgeschlossen werden.

Bisher sei es noch keinem Forscher gelungen, das Dolly-Experiment zu wiederholen, ergänzt Professor Heiner Niemann vom Institut für Tierzucht in Mariensee, einer Außenstelle der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschft (FAL). Es seien zwar schon häufiger Tiere aus Zellen von Embryos geklont worden, aber nicht wie bei Dolly aus der vollentwickelten Körperzelle eines erwachsenen Tieres. An der FAL, in der unter anderem mit genmanipulierten Schafen und Schweinen geforscht wird, werden ebenfalls Klonexperimente mit noch entwicklungsfähigen Embryonen-Zellen vorbereitet. Selbst die schottischen Forscher wollen das Dolly-Experiment nicht wiederholen, weil es zu schwierig zu beherrschen ist.

Die schottische Biotech-Firma PPL, die das Dolly-Projekt mitfinanzierte, hat das Klonverfahren zum Patent angemeldet. Fraglich ist, ob sie verhindern können, daß mit der von ihnen entwickelten Methode Menschen geklont werden. Sollten jetzt tatsächlich in den USA Klonkliniken entstehen, würden aber auch sie davon profitieren. Die Lizenzgebühren müßten dann in Schottland abgeliefert werden. Portait Seite 13