Dem Patient wird häufiger ins Portemonnaie gegriffen

■ Für „Zahnpflege“kassieren immer mehr Zahnarztpraxen Privathonorare/ 50 Mark die halbe Stunde sind üblich

KassenpatientInnen zahlen immer größere Anteile bei der Zahnbehandlung selbst zu. Das gilt nicht nur für Zahnersatz aller Art. Neuerdings haben die Krankenkassen einen weiteren Trend zum Privatzahlen ausgemacht: In immer mehr Zahnarztpraxen in Bremen und Niedersachsen fordern ÄrztInnen Geld für die gründliche Zahnreinigung. Zugleich sinkt die Bereitschaft, kleine, dunkle Beläge – auf dem zurückstehenden Schneidezahn beispielsweise – nach der Behandlung „mal eben“zu entfernen. Stattdessen wird eine Extra-Sitzung bei einer „Dental-Hygienikerin“empfohlen – die auch extra kostet.

Diese Behandlung fällt zwar unter „Prophylaxe“. Erste Studien im Ausland haben ergeben, daß solche medizinische Zahnpflegebehandlungen das Karies- und Parodontose-Risoko erheblich mindern. Doch die Krankenkassen werden dafür nicht zahlen. Verunsicherten PatientInnen empfehlen sie nur vage: „Ob Sie das machen, müssen Sie selbst entscheiden. Das ist eine Sache zwischen Arzt und Patient.“

Fazit: Wer wegen eines braunen Schattens auf dem Schneidezahn keine Extrasitzung will, dem bleibt nur der Zahnarztwechsel. „Vielleicht macht es ja ein anderer ohne großen Umstand“, heißt es bei den Kassen. Sie betonen, ebenso wie der Präsident der Bremer Zahnärztekammer, Peter Boehme, daß dies allerdings reine Nettigkeit sei. „Die Kasse bezahlt das Entfernen von Belegen normalerweise nicht.“Denn allgemein gilt: Belege, hervorgerufen durch Tee, Kaffee, Rotwein oder Rauchen etwa, sind zwar hartnäckig; auch regelmäßiges Zähneputzen hilft dagegen wenig. Aber der braun-graue Schatten ist nicht gefährlich – anders als der Zahnstein, dessen Entfernung per Ultraschall weiter auf Kassen-Konto läuft.

Das modernen Zähneputzen dagegen funktioniert per „Air-Flow-Gerät“. Wie mit einem kleinen Sandstrahler wird die Salz-Zitrone-Wasser-Mischung auf die Zähne gestrahlt. Was an hartnäckigen Belägen trotzdem übrig bleibt, schmirgelt die Zahnreinigerin dann per Hand ab. 40 bis 50 Mark für die halbe Stunde kostet das – soviel wie ein teurer Klempner. ede