Fette Gewinne mit Schlankmacher-Fett

■ Neuartiger Joghurt soll auf natürliche Weise den Appetit zügeln

Berlin (taz) – Riesige Gewinne erhoffen sich über tausend schwedische Milchbauern und die schottische Biotechnologie-Firma Scotia von einem neuen Fettprodukt namens Olibra. Die patentierte Mischung aus Palmölextrakt, Haferöl und Wasser soll über längere Zeit das Gefühl vermitteln, satt zu sein – und so den Appetit zügeln.

Vor zwei Tagen hat in Schweden eine Molkerei, die sich im Besitz von 1.300 Bauern befindet, einen Joghurt auf den Markt gebracht, dessen Milchfett durch Olibra ersetzt wurde. Der Joghurt mit dem Markennamen Maaväl ist in allen Lebensmittelgeschäften erhältlich und kostet etwa doppelt soviel wie ein normaler Joghurt.

Olibra gilt als natürliches Lebensmittel und mußte deshalb kein arzneimittelrechtliches Zulassungsverfahren durchlaufen. Die British Nutrition Foundation äußerte sich skeptisch über die Wirksamkeit. Einziger Beleg ist ein Test der Universität von Ulster in Coleraine mit 29 Versuchspersonen, die mittags einen Becher Joghurt essen mußten. Die Maaväl-Esser hätten zum Abendessen im Schnitt 16 Prozent weniger Kalorien aufgenommen als die Vergleichsgruppe.

Wie das funktionieren soll, erklärt der Geschäftsführer der schwedischen Scotia-Tochter Scotia LipidTeknik, Bengt Herslöf: Man habe ganz einfach solche Fette gewählt, die besonders lange satt machen, und diese in einer Emulsion so fein verrührt, daß sie leicht vom Körper aufgenommen werden. „Das ist das ganze Geheimnis.“

Der Aktienkurs der Erfinderfirma Scotia kletterte noch am Tag der Markteinführung um siebeneinhalb Prozent. Vorbild ist die finnische Firma Raisio, die Benecol herausgebracht hat, eine Margarine, die den Cholesterinspiegel senken soll. Der Wert der Raisio- Aktien hat sich seither verelffacht. Allein in den USA werden mit Schlankmachern 30 Milliarden Dollar im Jahr umgesetzt. Nicola Liebert