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Mindestens 22 Tote bei Anschlag in Pakistan

■ Schiitische Trauerveranstaltung gestürmt. Polizei befürchtet jetzt Vergeltungsanschläge

Lahore (AFP/dpa) – Ein bewaffnetes Kommando hat gestern morgen in der ostpakistanischen Stadt Lahore ein Blutbad unter schiitischen Gläubigen angerichtet. Dabei wurden nach Polizeiangaben mindestens 22 Menschen getötet und rund dreißig zum Teil schwer verletzt. Die Polizei sprach von einem religiös motivierten Terroranschlag. Erst am Samstag waren nach Geheimdienstwarnungen die Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz von elf religiösen Führern verstärkt worden.

Nach Angaben von Augenzeugen hatten sich zahlreiche schiitische Moslems auf dem Mominpura-Friedhof in der Hauptstadt der Provinz Punjab zu einer Gedenkveranstaltung versammelt, als ein Jeep mit drei Angreifern vor dem Haupteingang stoppte. Zwei der Attentäter mischten sich unter die Menge der Gläubigen und schossen mit Maschinenpistolen mehrere Minuten lang wahllos um sich. Ein dritter Angreifer hielt währenddessen am Friedhofstor Wache. Unter den Toten ist nach Informationen des Mayo-Krankenhauses auch ein Kind.

Der Polizeichef der Provinz Punjab, Jehanzeb Burki, bezeichnete den Überfall als „geplanten Terrorangriff“, dessen Ziel gewesen sei, so viele Menschen wie möglich zu töten. Da die Polizei mit Vergeltungsschlägen rechnet, wurden die Sicherheitskräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Nach dem Anschlag kam es zu Ausschreitungen schiitischer Jugendlicher. Sie errichteten Straßensperren und warfen Steine auf vorbeifahrende Autos. Die Polizei sperrte die Region ab. Ein politischer Führer der Schiiten-Partei TJP beschuldigte fünf aus einem Gefängnis ausgebrochene Sunniten als Täter.

Pakistan wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von religiös motivierter Gewalt zwischen der sunnitischen Mehrheit und der schiitischen Minderheit erschüttert. 1997 starben dabei fast 300 Menschen.

Die Sunniten werfen ihren Widersachern vor, Hilfe vom Iran zu erhalten. Die Schiiten beschuldigen die Sunniten im Gegenzug, Unterstützung aus Saudi-Arabien anzunehmen.

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