Vernehmung italienisch

■ Zeuge von Folterungen durch UN-Soldaten in Somalia in Rom verhaftet

Rom (taz) – Natürlich hatte sich Haschi Omar Hassan die Sache ganz anders vorgestellt: Als die italienischen Behörden voriges Jahr nach der Veröffentlichung einiger Fotos von Folterungen somalischer Zivilisten während der UNO-Befriedungsaktion „Restore Hope“ zur Meldung von Zeugen aufriefen, meldete sich auch Hassan: Er sei nach einem Wortwechsel mit den Militärs von italienischen Soldaten gefoltert, in einen Plastiksack gesteckt und ins im Meer geworfen worden. Nun, kaum mit neun anderen Folterzeugen in Italien angekommen, hat ihn der Untersuchungsrichter Franco Ionta verhaftet. Der Mann sei verdächtig, am 20. März 1994 an der Ermordung der italienischen Fernsehjournalistin Ilaria Alpi beteiligt gewesen zu sein.

Der Anwalt Hassans, Douglas Duale, glaubt an ein Komplott, das „nur dazu gedient hat, meinen Mandanten nach Italien zu locken“. Tatsächlich hatten die Italiener die Somalier weidlich ausgenützt. Über die sonst bei Zeugenladungen aus dem Ausland mögliche Zusicherung der Immunität wurden die Eingeflogenen nicht aufgeklärt. Zudem war ihnen auch nicht klargemacht worden, daß sie von Staatsanwälten vernommen werden sollten: Die Einladung zur Aussage war von einer Regierungskommission unter dem früheren Verfassungsgerichtspräsidenten Ettore Gallo ausgesprochen worden. Übel findet Anwalt Duale auch, daß diese „Menschen nach einer langen Reise und Aufregungen beim Transfer nach Rom am selben Tag vernommen werden sollten“. Mindestens 14 Tage Ruhe fordert er, ehe seine Mandanten sinnvoll befragt werden können. Einzele Politiker der Grünen und Neokommunisten befassen sich inzwischen mit der Angelegenheit. Sie hegen den Verdacht, daß der Fall von Haschi Hassan vor allem die Zeugen kräftig einzuschüchtern soll. Möglicherweise mit Erfolg. Die Frau, die behauptet, Soldaten hätten ihr Leuchtraketen in die Scheide geschoben – davon gibt es einige zur Identifizierung nicht ausreichende Fotos –, war nach kurzem Verhör total verwirrt. Lediglich der Mann, den Aufnahmen nackt am Boden zeigen und dem italienische Soldaten offenbar gerade Elektroden an den Hoden befestigen, hat die Kommission bisher davon überzeugt, daß wirklich er der Abgebildete ist. Werner Raith