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Selbsthilfe in der Luft

■ 215 Initiativen des „Bremer Topfes“sind weiter ohne gemeinsamen Trägerverein

Eigentlich sollten Bremens 215 Selbsthilfe-Initiativen – die verwaisten Eltern, die Behinderten, die Eßsüchtigen – seit gestern wissen, wo sie für ihre Fragen den richtigen Rat und und tatkräftige Unterstützung finden. Der „Bremer Topf“, in dem sie sich organisieren, wollte für die Selbsthilfe-Unterstützerstelle eine neue Bleibe finden, nachdem diese sich im vergangenen Herbst mit einem großen Knall von ihrem einstigen Träger, dem „Gesundheitsladen“getrennt hatte.

Zum Plenum der Selbsthilfe-Gruppen am Mittwochabend hatte der gewählte Beirat alles vorbereitet und drei Vorschläge parat: Die Umwidmung des losen Verbundes „Bremer Topf“zu einem richtigen Trägerverein; eine Angliederung an den Verein „Netzwerk Selbsthilfe“, in dem die drei Berater aus dem einstigen Gesundheitsladen übergangsweise untergekommen sind oder vielleicht gar die Gründung einer ganz neuen Institution.

Doch das Plenum entschied nicht – und wird dazu auch noch einige Zeit brauchen. Die Kritik aus dem Kreis der Selbsthilfegruppen an der Arbeit ihrer Unterstützer scheint größer als erwartet. Harro Bosse aus dem Beirat war enttäuscht. Über inhaltliche Differenzen schwieg er sich ebenso wie die anderen Beiräte jedoch aus.

Gertrud Stoevesandt, die bei Bremens Sozialsenatorin Tine Wischer die Förderung der Selbsthilfegruppen koordiniert und die drei Stellen finanziert, berichtet, daß seit dem vergangenen November zwischen den Initiativen eine intensive Diskussion über „Essentials“der Selbsthilfe läuft.

„Was muß in Zukunft die Selbsthilfe leisten?“so die Frage. Eine Neuorientierung hätte Folgen für die bezahlten Mitarbeiter. So wünschen sich die Selbsthilfegruppen dringend auch eine abendliche Präsenz. „Jetzt zeigt sich“, so Gertrud Stoevesandt, „daß selbst die Kritik, die damals der Vereinsvorstand des Gesundheitsladens an seinen Mitarbeitern äußerte, eine gewisse Berechtigung hatte“.

Aber auch die Politik fordere mehr Transparenz, so Stoevesandt. Die Bürgerschaft und der Senat wollen bei der Wahl des neuen Trägervereins ein Wörtchen mitreden. „So mal eben sagen: Das macht der und der – da machen wir jetzt nicht mehr mit.“Es werde ein normales Ausschreibungsverfahren geben, von dem niemand ausgeschlossen sei. Also auch nicht der „Gesundheitsladen“.

Übergangsweise findet die Beratungsarbeit beim „Netzwerk Selbsthilfe“in der Rembertistraße 93 ( ritz

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