Einblick: Bewegung und Tanz

Wenn die Hamburgerinnen Christa Hansen und Petra Klein ans Tanzen denken, dann hat das mit dem alten Wiener Walzer wenig zu tun: Sie stellen Bewegung nicht in den Dienst der Ästhetik, sondern nutzen sie als Möglichkeit, aus den üblichen Bewegungsabläufen einmal auszubrechen.

Samstag abend ist für Christa Hansen die Zeit für Performance: Ohne Standardschritte improvisieren die Teilnehmerinnen ihrer „Werkstatt für freie Bewegung“quer durch den großen Tanzsaal an der Rothestraße. Hansen macht Tanztherapie zur Lebensphilosophie: „Wir müssen weg von den alltäglichen stereotypen Bewegungsabläufen, um in eine innere Balance zu kommen“, sagt sie. „Die geistige und die körperliche Routine des Alltags verdrängt Möglichkeiten, Alternativen zu sehen – ich möchte mit freiem Tanz helfen, sich hiervon zu lösen.“Kein deutsches Konzept, denn die entscheidenden Impulse hat die gelernte Bewegungstherapeutin von der indonesischen Insel Java mitgebracht. Während ihrer Tanzausbildung lernte Christa Hansen den javanischen Bewegungslehrer Suprapto Suryodamo kennen. Beeindruckt von seinem „Konzept der freien Bewegung“folgte sie ihm in seine Heimat und ließ sich mehrere Jahre in seine Lehre einweihen.

Seit 1989 hat die Hamburgerin ein eigenes Tanzstudio aufgebaut. In ihrer „Werkstatt für freie Bewegung“in Ottensen bietet sie Frauen die Möglichkeit, „einmal davon abzulassen, sich ständig selbst zu –limitieren–“. Zu erkennen, was von dem Bewegungsvokabular einem selbst entspringt, und was von außen kommt, ist für Hansen ein zentraler Punkt bei der Suche nach einer persönlichen Balance.

Um die Bedeutung von Tanz- und Bewegungsritualen für den kreativen Lebensprozeß von Frauen“geht es auch bei dem auf zwei Jahre angelegten Projekt „Ritual Art Performance“. Pro Jahr an zehn Wochenenden und zwei „full-time Blöcken“von je acht Tagen sollen Performances ausgearbeitet werden: Ein choreographisches Konzept als „festes“Grundthema mit der Freiheit, Bewegungsabläufe individuell zu improvisieren.

Unweit von Hansens Tanzwerkstatt bietet Petra Klein an der Berstorffstraße eine andere Form der Tanztherapie an. „Tanz des Lebens“heißt ihr Projekt gegen Vereinzelung und Isolation. Zu eigens dafür komponierter Musik sollen tänzerisch „brachliegende Potentiale“entdeckt werden, um dadurch „die gesamte Vitalität und die Selbstheilungskräfte“der Teilnehmenden freizusetzen. „Dieser Trend zur Singlegesellschaft – das ist der Nährboden für Krankheiten. Durch Gruppentanz kann ein lange entbehrtes Gut wiederentdeckt werden: das Gemeinschaftsgefühl“, erklärt Klein. Die Ideen für ihre Tanzprojekte entwickelt die Diplom-Psychologin Tausende Kilometer von Hamburg entfernt. Seit 1994 hat sie ihr Institut nach Teneriffa verlegt, wo sie neben Ferienseminaren auch Einzelberatungen anbietet.

„Ritual Art Performance“startet am 6. März in der Werkstatt für freie Bewegung, Rothestraße 46a. Infos und Anmeldung bei Christa Hansen unter 39 43 76.

Einen Kurzvortrag zum „Tanz des Lebens“gibt es am 30. Januar, an den zwei darauffolgenden Tagen findet ein Wochenend-Workshop statt, beides in der Triade, Tanzinitiative Hamburg, Bernstorffstraße 117. Infos und Anmeldung bei Petra Klein unter % 420 55 55.