Alles Käse oder was?

Im Bio-Lädchen „Kaaswinkel“ Berlin-Prenzlauer Berg werden Käseträume aus Brandenburg wahr. Die fast 100 Köstlichkeiten sind ein Augen- und Nasenschmaus
■ Von Klaus Bruske

Kuhgouda, Ziegenrolle, Kräuterkaas, Almwieser, Harzer, Rügenroller, Greyerzer, Comté, Rigantino oder der gute „Blue Master“ aus der Käserei Seelow hoch überm Oderbruch – es hat sich herumgesprochen unter den ebenso umweltbewußten wie genußsüchtigen LiebhaberInnen ökologisch einwandfreier Köstlichkeiten: In der Dunckerstraße 3 in Berlin- Prenzlauer Berg verlockt Berlin- Brandenburgs erster und bisher einziger westfriesischer (Bio)Käseladen, ein echter „Kaaswinkel“, zum unbeschwerten, da für Natur und Mensch gut verträglichen Genuß. Und das bei einer fast 100 Varianten reichen Palette.

„Bei uns ist alles original wie in den westlichen Niederlanden auch“, unterstreicht die gelernte Berliner Kauffrau für Naturkost, Kathrin Fischer. Sie betreibt gemeinsam mit dem echten Holländer und Westfriesen Sikko Boonstra plus einem weiteren Partner aus der Hauptstadt seit Zweijahresfrist die Firma „das kleine Käselädchen“, wie sich „Kaaswinkel“ übersetzt. Zur Originalität gehört, „daß es ruhig ein bißchen stinken darf im Laden“, daß jede(r) KundIn mal kosten soll, bevor sie/er kauft, daß sich die Laiber, rund und prall, auf offenen Bretterregalen (Blanken) räkeln, daß die Köstlichkeiten sowenig wie möglich künstlich gekühlt werden, damit sie ihr Aroma voll entfalten können... Selbst die Raumtemperatur, die sich sommers wie winters zwischen 10 und maximal 15 Grad bewegen muß, zählt zu einem echten „Kaaswinkel“.

Eine runde Tonne ökologisch verwandelter Naturmilch aus Biobauernhöfen in der Schweiz, Dänemark, Österreich, England, Frankreich, Italien, den Niederlanden, dem Allgäu, der Insel Rügen, Husum... und natürlich aus der Mark Brandenburg setzt die Firma, die zudem auf sieben Berliner Märkten feilhält, so alle zwei bis drei Wochen um. Ja, sogar einen neuen Begriff hat man aus märkischer Heimatverbundenheit kreiert. „Spezialisiert für Ziegen-, Schaf- und Umland(!)käse“ verheißt Kathrin Fischers Visitenkarte. Neben der guten halbfetten Schnittsorte, dem „Ricotta“ aus Brandenburgs Vorzeige-Ökodorf Brodowin nah Kloster Chorin, beziehen die Kaaswinkler ihren Käse etwa noch von der Hofgemeinschaft „Apfeltraum“ aus Eggersdorf in Märkisch-Oderland, der „Sennerei Wäsche“ in Rittgarten bei Prenzlau (Uckermark) oder von der bei Belzig im Hohen Fläming ökologischen Landbau betreibenden Anti-Drogen-Kommune „Synanon“.

Hinzu kommt Artverwandtes, was nun einmal auf den Frühstücks-, Mittags- oder Abendtisch eines/r NaturfreundIn gehört. Münchehofener Fruchtjoghurt oder Buttermilch rundet den Geschmack und das Weltbild des/der umweltbewußten KäsekonsumentIn. Und im Sommer liefert die ökologische Agrargenossenschaft im Kreis Dahme-Spreewald noch Schafmilch und Schafjoghurt nach Berlin-Prenzlauer Berg. Wer will, kann sich hier außerdem Hafer- oder Dinkelbrot, Kastanienhonig (gleichfalls aus dem Märkischen), grüne Oliven, getrocknete Tomaten, Lammknacker oder Ziegenwurst mit nach Hause nehmen und das Ganze dann mit einem echten „Bordeaux blanc“ oder „Kerner trocken“ herunterspülen.

So über den Daumen gepeilt müssen des „Kaaswinkels“ Kunden eine Mark pro 100 Gramm Biokäse mehr als für vergleichbare nichtökologische Sorten auf den Verkaufstresen legen. Dennoch kommt in der Dunckerstraße 3 die helle Ladenglocke kaum zum Stillstand. „Wir sind recht zufrieden“, resümiert Kathrin Fischer die ersten zwei Jahre. „Hauptsächlich Studenten, aber auch junge Familien kaufen gern und oft bei uns ein.“