Iraker in Jordanien ermordet

■ Bei einem Überfall auf das Haus eines irakischen Geschäftsmannes mit guten Kontakten zu Saddam Hussein werden sieben Menschen erstochen. Unter den Opfern ist ein Spitzendiplomat

Amman/Bagdad (AP/AFP/taz) Bei einem Überfall auf das Haus eines irakischen Geschäftsmannes in der jordanischen Hauptstadt Amman sind am Samstag abend sieben Iraker und ein Ägypter erstochen worden. Unter den Opfern ist der zweithöchste irakische Diplomat in Jordanien.

Eine Frau überlebte den Anschlag, der sich während eines Essens zum Fastenmonat Ramadan ereignete. Sie gab bei der Polizei an, bei den Mördern habe es sich um vier oder fünf Männer gehandelt, die mit irakischem Akzent gesprochen hätten. Die Hintergründe der Tat sind unklar. Unter den Opfern sind der stellvertretende irakische Botschafter Hikmet al-Hadschu und dessen Frau. Hadschu werden enge Kontakte zum irakischen Geheimdienst nachgesagt. Auch der Hausherr wurde getötet, ein 62jähriger Geschäftsmann, der in Geschäftsverbindung mit Iraks Präsident Saddam Hussein und dessen Sohn Udai gestanden haben soll.

Die Staatsführung in Bagdad verurteilte die Tat als „schändliches Verbrechen“. Erst am 3. Januar war ein Wirtschaftsberater der irakischen Botschaft in Amman in seinem Auto beschossen worden. Er blieb unverletzt. Die Beziehungen zwischen Irak und Jordanien sind seit einigen Monaten gespannt. Im Dezember wurden in Bagdad vier Jordanier wegen angeblichen Schmuggels hingerichtet. Irakische Oppositionelle behaupten, die Hinrichtungen seien erfolgt, um Jordaniens König Hussein dafür zu bestrafen, daß er einen Putschversuch gegen Saddam Hussein unterstützt habe.

Unterdessen rief das irakische Verteidigungsministerium gestern die Bürger des Landes auf, sich vom 1. Februar an zu Militärübungen einzufinden. Die Freiwilligen sollen sich bei den Büros der regierenden Baath-Partei melden. Nach Angaben der Nachrichtenagentur INA ist dies Teil der Vorbereitung auf eine mögliche militärische Konfrontation mit den USA.

Wegen des Streits um die Abrüstungskontrollen der UNO entsandten die USA zwei Flugzeugträger und 30.000 Soldaten in den Golf. Heute wird in Bagdad der Chef der UN-Mission zur Zerstörung der irakischen Massenvernichtungsmittel (Unscom), Richard Butler, erwartet.

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