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: Debil-TV am Sonntag abend

„Und tschüss!“, So., RTL

Wenn Komik schon schwer ist, dann ist vorsätzlicher Trash die Königsklasse der telegenen Kurzweil. Weshalb sämtliche unfreiwillig trashigen Originale von Achim Mentzel über Verona Feldbusch bis Pastor Fliege eben weitaus unterhaltsamer sind als ihre Parodisten. (Oliver Kalkofe mit seiner Das-ist-aber-doof- Nachhilfe inklusive.) Logo. Nur manchmal sitzt man da vor dem Schirm und kann zwischen Vorsatz und Unvermögen beim besten Willen nicht mehr unterscheiden.

Da fuhr ein Jüngling in Rocker-Kluft namens Zombie in Palma einen Mülleimer um, woraufhin ihn sein Beifahrer irgendwie tadelte. Darauf Zombie: „Du Jürgen, es ist 9 Uhr morgens, und ich hab' erst zwei Biere getrunken. Da bin ich noch nicht fit zum Autofahren.“ Noch einen? Sagt der eine: „Der Ballermann hat überhaupt kein Ambiente!“ Sagt der andere: „Ambiente? Kann man dat trinken?“ Ungelogen, so ging's in einem fort. Kreuzbrav aufgesagt wurden diese Dialog- Perlen von Menschen, die im wirklichen Leben Andreas Arnstedt, Chrissy Schulz oder Christian Kahrmann heißen. Wobei letzterer, nachdem er in der „Lindenstraße“ vor den Bus gelaufen war, doch angeblich in New York eine Schauspielschule besucht haben soll. Und was in aller Welt Claude Oliver Rudolph dazu getrieben hat, während er doch just zur selben Zeit auf Wedels St. Pauli der zauberhaften WG die Banane zerlegte, hier als ganz armer Schmierenkomödiant den tumben „Achmed“ zu machen, weiß vermutlich nicht einmal er selbst. Daß sich zu dieser Tristesse noch Dilettantismen wie (massenhaft) Anschlußfehler gesellten und hier letztlich stümperhaft einfach nur irgendwelche Sequenzchen hintereinandergeschnitten waren, fiel schon gar nicht mehr ins Gewicht. Selbst wer sich von diesem neuerlichen Ballermann-Schmonzenz nur massig Arsch & Titten versprochen hatte, mußte bis 21.52 Uhr darben, bis da unvermittelt doch ein paar blanke Möpse ins Bild kugelten.

Mal wohlwollend unterstellt, diese debile Nummern-Revue sollte mega-trashig sein (wobei ich mir alles andere als sicher bin), herausgekommen ist dabei ein Machwerkchen, gegen das jede „Traumschiff“-Folge ein Geniestreich ist und Blödel-Methusalem Tom Gerhardt mit seiner Ballermann-Nummer wahrscheinlich ratzfatz ein Platz neben Billy Wilder gebührt. Reinhard Lüke