Grüne Premiere bei Grüner Woche

■ Erstmals beteiligen sich die Grünen an der Berliner Messe – bisher hatten sie alljährlich auf einer Gegenmesse protestiert

Berlin (taz) – An Stand Nummer 54 in der Halle 26c des Berliner Messegeländes können die BesucherInnen der Grünen Woche eine Premiere bestaunen: Zum ersten Mal präsentieren sich dort freilaufende bündnisgrüne PolitikerInnen, um für ihre Ideen von einer ökologischen Landwirtschaft zu werben. Schließlich wollen die Grünen im Jahr der Bundestagswahl auch in der Agrarpolitik „raus aus der Nische“, wie ihre agrar- und verbraucherpolitische Sprecherin Ulrike Höfken sagt.

Denn eben dort befand sich die Partei bisher: Auf „giftgrünen Wochen“, die von 1981 bis 1995 parallel zur eigentlichen Messe stattfand, kritisierten sie die Agrarpolitik der Bundesregierung. Doch die giftgrüne Woche gibt es nicht mehr, und für die Partei sei es „an der Zeit, auf der Grünen Woche die Ökoverbände zu unterstützen“, erklärt Höfken. Aufgeboten haben die Bündnisgrünen dafür neben Abgeordneten aus Bund und Ländern auch zwei MinisterInnen: Sachsen-Anhalts Umweltministerin Heidrun Heidecke und ihren Amtskollegen aus Schleswig- Holstein, Rainder Steenblock.

„Natürlich ist unsere Präsenz auch ein Alibi für die Grüne Woche“, sagt Höfken. Doch die Messe habe sich von einer Jubelveranstaltung für die Agrarindustrie zu einem Forum gewandelt, in dem auch kritische Stimmen gehört würden. Höfken will mit „Bauern, der Agrarindustrie und Steuerzahlern“ über die grünen Vorschläge diskutieren. „Bis 2005 wollen wir den Anteil der ökologischen Landwirtschaft von jetzt zwei auf 20 Prozent steigern.“

Unter dem Motto: „Wenn Grüne regieren“ forderte die Partei am Wochenende, eine „umwelt- und tiergerechte Landwirtschaft, die Arbeit und Einkommen für die Menschen und die Erzeugung weitestgehend rückstandsfreier und gesunder Lebensmittel ermöglicht.“ Eine Wende in der nationalen Agrarpolitik verlangt die Partei, den Abbau umweltschädlicher Subventionen und eine effektive Verarbeitung und Vermarktung von Öko-Lebensmitteln.

Im Mittelpunkt der grünen Informationsarbeit auf der Messe stehen die Themen Tierschutz und Fleisch mit Blick auf BSE und Schweinepest ebenso wie die Debatte um die Gentechnik und die Frage von Waldbau und Nutzung von Holz als Baustoff. „Mit der schrittweisen Ökologisierung der Landwirtschaft muß jetzt begonnen werden“, lautet das grüne Credo. Denn gerade stelle die Europäische Union mit ihrem Programm „Agenda 2000“ die Weichen für die Zukunft der Landwirtschaft. Bernhard Pötter