Mein Gott, sprach Haas

■ Im Gegensatz zu seinem Rivalen Kiefer endet Tennisprofi Thomas Haas' Durchbruchversuch bei den Australian Open bereits in Runde eins

Berlin (taz) – Mein Gott. Sprach Haas. „Mein Gott, ich bin noch jung.“ Wenn einer so spricht, hat er was? Verloren. 6:7 (5:7), 2:6, 4:6 gegen den Spanier Albert Costa, womit die Australian Open für den Tennisprofi Thomas Haas gestern nicht nur begonnen, sondern umgehend auch geendet haben.

Schade eigentlich: Eben hat die Woche noch die „Bühne frei“ gegeben für die „neue Generation“ Deutschlands, jene nach Becker (Stich und Graf), da hat sie einer der beiden auserwählten Protagonisten schon wieder verlassen. Haas (19), Wahlamerikaner aus Nick Bolletieris Florida-Schule, hat einen deutschen Paß und wird auch auf dem deutschen Markt plaziert. Die Gelegenheit zum Popularitätsdurchbruch war günstig. In Runde zwei wäre der Gegner Andre Agassi (3:6, 7:6, 6:2, 6:2 über Marzio Martelli) gewesen. Der ist einer jener älteren Herren, denen der selbstbewußte Jüngling (Weltranglisten-Platz 44) eigentlich zeigen will, wie der Hase läuft.

Nicolas Kiefer, der andere Auserwählte, arbeitete sich derweil mit einem 6:4, 6:4, 6:0 gegen den Weltranglisten-418. Mark Draper eine Runde weiter. Kiefer (20) hat einen steilen Aufstieg hinter sich, der ihn ins Wimbledon-Viertelfinale und inzwischen auf Rang 29 der Weltrangliste brachte. Auch der Jungprofi aus Halle in Westfalen gilt als selbstbewußt, insbesondere seit er sich erlaubte, Boris Beckers „Junior-Team“ ade zu sagen. In Melbourne redet er gern über seine Übungssessions mit Pete Sampras und Michael Chang.

Wie diese beiden haben auch Titelverteidigerin Martina Hingis und die deutsche Anke Huber (5:7, 6:0, 6:0 gegen die Französin Sarah Pitkowski) Runde zwei erreicht. Es gab gestern aber auch drei bemerkenswerte Ausfälle: Vorjahres-Halbfinalist Thomas Muster verlor 4:6, 6:7 (5:7), 5:7 gegen Jan Apell, Goran Ivanisevic 2:6, 6:7 (3:7), 6:3, 4:6 gegen Jan Siemerink. Und Tim Henman unterlag Jerome Golmard im fünften Satz mit 9:11, weshalb Kiefer in Runde drei dem Briten entgeht – falls er davor David Wheaton schlägt. Das sollte drin sein. Im Training, ließ er wissen, habe er „Sampras sogar 7:5 besiegt“.

Wir sehen: Da kommt Großes auf einen zu. Nike-Kollege Haas (Lieblingssatz: „Es läuft alles nach Plan.“) muß sich derweil noch ein bisserl gedulden. „Ich habe noch viele Jahre vor mir“, sagte er, bevor er sich davonmachte. Mein Haas, sprach Gott: Das ist beruhigend zu wissen. pu