Unterm Strich

Das PEN-Zentrum Bundesrepublik Deutschland hat den in seiner Heimat inhaftierten nigerianischen Lyriker und Juristen Ogaga Ifowodo zum Ehrenmitglied ernannt. Der 34jährige war am 6. November bei seiner Rückkehr von einem Gipfeltreffen des Commonwealth in Edinburgh – dort hatte er seinen Bericht über Menschenrechtsverletzungen in Nigeria vorgestellt – an der Grenze vom nigerianischen Staatssicherheitsdienst festgenommen worden. Die Begründung lautete, er sei im Besitz von Bildern, die ihn mit dem steckbrieflich gesuchten nigerianischen Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka zeigten.

Der Günter Grass Indonesiens, Pramoedya Ananta Toer (72), hat zu einem politischen Neuanfang in seinem Land aufgerufen. „Im heutigen Indonesien ist das politische Leben von innen her verrottet. Es gibt keine Ehrlichkeit mehr“, sagte der in Jakarta unter Stadtarrest lebende Schriftsteller in einem Interview des indonesischen Hörfunkprogramms der Deutschen Welle. Ananta Toer, der mehrfach für den Literaturnobelpreis nominiert wurde, aber in Indonesien nicht veröffentlichen darf, plädierte für politische Veränderungen ohne Gewalt. Die gegenwärtigen Spannungen können nach seinen Worten sehr leicht im ganzen Land eskalieren. „Noch geschehen solche Explosionen nur sporadisch“, sagte er. Kein Oppositioneller habe mehr Vertrauen in die „neue Ordnung“ von Präsident Suharto, der 1965 durch einen Putsch an die Macht gekommen war. Hunderttausende kamen damals ums Leben. Ananta Toer wurde 14 Jahre lang inhaftiert. „Dieses System hat mit Morden angefangen“, kritisierte er. Heute könne sich ein solches Blutvergießen wiederholen. Für die Zukunft sei leider noch niemand mit guter Führungsfähigkeit in Sicht: „Die Menschen wurden zu lange eingeschüchtert, und zwar mit Waffen.“