■ Cash & Crash
: Pro 7 in die zweite Börsenliga

Berlin (taz) – Über die zukünftige Zusammensetzung des Aktienindex MDAX hat gestern der Vorstand der Deutschen Börse in Frankfurt beraten. Es galt als sicher, daß der Aktienkurs der Pro Sieben Media AG ab März in die Berechnung des MDAX einfließen wird. Damit wäre erstmals ein Fernsehsender in einem der deutschen Aktienindizes vertreten.

Der MDAX umfaßt die Börsenwerte von siebzig mittelgroßen deutschen Aktiengesellschaften – nach den dreißig DAX-Unternehmen gewissermaßen die zweite Liga der deutschen Börse. Ob ein Unternehmen in den MDAX aufgenommen wird, hängt vor allem von zwei Punkten ab. Es muß hinsichtlich des Umsatzes und der Marktkapitalisierung – also des Gesamtwertes all seiner gehandelten Aktien – zu den 110 größten deutschen Unternehmen zählen. Beide Kriterien erfüllt Pro Sieben, das erst vor einem halben Jahr an die Börse gegangen war; beim Umsatz liegt es auf Rang 50, bei der Marktkapitalisierung auf Rang 76.

Auch der Absteiger galt als sicher: Der Elektromotorenhersteller Felten & Guillaume aus Nordenham wird Pro Sieben weichen. Wahrscheinlich werden aber in Kürze zwei weitere Plätze im MDAX frei. Zum einen soll adidas wegen der Fusion der beiden im DAX notierten Großbanken Bayerische Hypo und Vereinsbank vom MDAX in den DAX aufrücken. Und sollte die Elefantenhochzeit Krupp-Thyssen wie geplant über die Bühne gehen, verschwindet Krupp aus dem MDAX. Nach Einschätzung von Commerzbank-Analysten könnte auch PWA aus dem MDAX fliegen. Denn sein schwedischer Hauptaktionär Svenska Cellulosa hält 93 Prozent der Unternehmensaktien. Mehr als 85 Prozent sind jedoch im MDAX nicht erlaubt.

Als potentielle Aufsteiger in den MDAX handelt die Commerzbank den Autozulieferer und Kautschukhersteller Phoenix AG und die WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG, beide aus Hamburg. Wie die Phoenix AG gestern mitteilte, sei 1997 der Umsatz des Konzerns um 5 Prozent gestiegen. WCM rechnet mit einer Ertragssteigerung von knapp 86 auf 200 Milliarden Mark für das zurückliegende Jahr.

Die Aktienkurse von Pro Sieben und WCM haben von den Spekulationen um die Aufnahme in den MDAX bereits profitiert. Sie legten seit Montag um 5,2 bzw. 1,3 Prozent zu.

Der MDAX wurde vor zwei Jahren eingeführt, um mittelgroße Unternehmen, sogenannte mid-caps, attraktiver für Anleger zu machen. Deren Aufmerksamkeit hatte bis dahin vor allem den 30 Großen aus dem DAX geholfen. Eine Aufnahme in DAX oder MDAX ist für die Unternehmen deshalb interessant, weil viele Investmentfonds bevorzugt Aktien der beiden Indizes kaufen. Niels Boeing