Ich und meine Urgroßtanten
Liebe keimt, wenn Frau und Mann
sich verliebt die Hände reichen.
Liebe blüht und wächst heran
im Nichtvoneinanderweichen.
Später „schließt“ sich der „Vulkan“,
und wenn beide sich dann gleichen,
wie man frau nur gleichen kann;
wenn sie grau um Betten streichen,
sieht man ihnen nicht mehr an
– jenen zwein, die da auf krummen
Beinen immer mehr verstummen –,
daß sie einst, sich zu beglücken,
bebend zueinanderfanden
und danach aus freien Stücken
gebend zueinanderstanden –
nein, man sieht nicht, daß sie liebten,
daß sie glühten, daß sie brannten,
eher machen sie den Eindruck
von entfernten Schwippverwandten,
die es abgrundtief versiebten
und sich praktisch niemals kannten,
und da wären wir nun endlich
auch bei meinen Urgroßtanten.
Doch wie groß ist mein Erschrecken:
Ich weiß gar nicht, wo die stecken!
Thomas Gsella