■ Bill Clinton gerät wegen „außerehelicher Affären“ unter Druck
: Politik und Pillermann

In einem Atemzug mit Roosevelt und Kennedy möchte er später einmal genannt werden. Das wird ihm wohl nur in der Rubrik „außereheliche Affären“ gelingen, denn die pflegten auch die beiden Vorgänger im Weißen Haus: Roosevelt mit dem sicheren Gefühl, daß es sich für Journalisten damals nicht schickte, darüber zu berichten. Kennedy mit dem Dünkel, daß es Mitgliedern seines Clans einfach zustand, ab und an das Hirn in die Hosen rutschen zu lassen und sich mit einem Mafioso die Geliebte zu teilen. Außerdem gewann Roosevelt einen Weltkrieg, und Kennedy starb von Mörderhand, was den Umgang der beiden Präsidenten mit family values im Gedächtnis der AmerikanerInnen verblassen ließ.

Wir wissen noch nicht, ob Bill Clinton einst in die Geschichtsbücher eingehen wird, weil er den Krieg gegen das Rauchen gewonnen hat oder weil er der erste amtierende Präsident ist, dessen Geschlechtsteile aktenkundig wurden. Ebensowenig wissen wir, ob die jüngsten Vorwürfe gegen ihn stimmen. Zweierlei aber steht fest: Bill Clinton erkannte – frei nach Henry Kissinger – schnell, daß nichts soviel Sex-Appeal hat wie die Macht. Er erkannte zu spät, daß nichts verheerender ist, als mit dem Image des fortschrittlichen Ehemannes samt ambitionierter Ehefrau eine neue politische Kultur zu versprechen und sich gleichzeitig bei der bewundernd aufblickenden Geliebten – damals noch in Arkansas – über die Dominanz der Gattin zu beschweren. Einem Konservativen hätte man solche Affären eher verziehen, weil der nicht im Traum auf die Idee gekommen wäre, das traditionelle Geschlechterverhältnis in Frage zu stellen. So aber lieferte Clinton schon im Wahlkampf 1992 der religiös- konservativen Öffentlichkeit reichlich Stoff für Haßtiraden gegen einen in ihren Augen „unmännlichen“ und „dekadenten“ Politiker und dem liberalen Spektrum Grund zu latentem Mißtrauen gegenüber seinem „Hoffnungsträger“.

Was wir zu guter Letzt gerne wissen würden: Wie macht mann unter diesen Umständen noch Politik? Wie dürfen wir uns zum Beispiel ein gedankliches Zwiegespräch zwischen Clinton und Netanjahu vorstellen? „Hallo Bill, dumm gelaufen, die Sache mit Ihrem Pillermann. Aber vom Westjordanland räumen wir trotzdem nur sechs Prozent.“ „Hören Sie mal, Bibi, Sie können Ihren Reißverschluß ja auch kaum zuhalten. Fünfzehn Prozent – das ist mein letztes Wort.“ Wundert sich da noch jemand, daß immer weniger amerikanische Jungen Präsident werden wollen? Andrea Böhm