Fiat-Chef tritt nach 25 Jahren ab

■ Der 75jährige Cesare Romiti muß Platz machen für Jüngere. Eine Doppelspitze soll künftig das Auto- und Finanzimperium führen

Rom (taz) – Überraschend hat der Fiat-Konzern in Turin die Ablösung seines Chefs, Cesare Romiti, in Angriff genommen. Kommende Woche soll der Presse vorgestellt werden, wie sich der überwiegend in der Hand der Gründerfamilie Agnelli befindliche Trust die Nachfolge des Managers vorstellt, der seit 25 Jahren leitend in der Firma tätig ist.

Soweit bekannt, soll die Leitung zweigeteilt werden: Ein Mann aus der Konzernspitze, der 53jährige Paolo Cantarella, soll zusammen mit dem aus den Vereinigten Staaten herübergeholten früheren General-Electric-Manager Paolo Fresco, 55, den Trust ins 21. Jahrhundert führen. Cantarella gilt als begnadeter Autobauer. Unter seiner Leitung wurden die beiden derzeitigen Fiat-Renner Punto und Bravo/Brava entwickelt. Fresco soll mit seinen Überseebeziehungen das nicht immer florierende Geschäft in Amerika, Japan und China ausbauen. Die bisherigen Umsätze, durchschnittlich knapp hundert Milliarden Mark im Jahr, scheinen der Familie Agnelli angesichts der Vereinigung Europas und der immer härter werdenden Konkurrenz aus Fernost nicht mehr ausreichend.

Eigentlich hatte sich Romiti auf weitere zwei bis drei Jahre an der Spitze des Konzerns eingestellt: Als er vor drei Jahren von dem aus Altersgründen ausgeschiedenen Fiat-Patriarchen Giovanni Agnelli die Leitung des Hauses übernahm, hatte er sogar noch eine Reihe aufstrebender Nachrücker hinausgeekelt. Doch dann starb vor sechs Wochen der zum künftigen Leiter der Fiat-Holding bestimmte Agnelli-Neffe Giovanni Alberto an Krebs, und die Eignerfamilie muß nun schleunigst ihr Haus anders bestellen.

Aussichtsreiche Manager, die unter dem diktatorischen und stets mürrischen Romiti anfangen und sich die kommenden zwei Jahre mit großer Wahrscheinlichkeit verschleißen lassen wollten, fanden sich nicht — nun muß Romiti gehen.

Möglicherweise ist das diesem aber nicht besonders unangenehm. Schon seit geraumer Zeit läßt er erkennen, daß ihm auch eine herausragende Rolle in der Politik auf seine alten Tage noch verlockend erschiene. Seine Kritik an der Regierung wird immer ätzender — obwohl das Kabinett Prodi in den ersten beiden Jahren seiner Amtszeit faktisch alle Absatzförderungen ausschließlich auf den Auto- und Motorradmarkt bezogen hatte. Und da die parlamentarische Rechte nach dem politischen Absacken ihres Führers Silvio Berlusconi verzweifelt nach einer neuen Galionsfigur sucht, könnte Romiti alsbald hier seinen Platz finden, auch wenn er diese Gelüste ab und zu schwach dementiert hat. Werner Raith