: Fred Frith machte mit kindlicher Experimentierfreude Lagerfeuermusik für Erwachsene im Vegesacker KITO
Im Kito trafen sich Menschen aus der ganzen Republik, um einem Mann zuzuhören, der ganz beträchtliche Meriten vor sich herträgt. Vor halben Ewigkeiten machte er in den Bands Henry Cow, Massacre und Material fortschrittlichste Rockmusik, später spielte der Gitarrist bei John Zorns atemberaubenden Naked City den Bass. Dann irgendwann muß es ihm auf den Senkel gegangen sein, einfach nur mit zwei Händen Gitarre zu spielen, sich in durchkomponierten Stücken zu bewegen. Er begann, weniger auf, als vielmehr mit der Gitarre zu spielen.
Mittlerweile benutzt er Geigenbögen, Metallketten und Handtücher zur Behandlung seiner Gitarre, auch stimmt er oft ziemlich daran herum und schaltet zwischen den so behandelten Klangkörper und seinen Verstärker noch ein paar Hall- und Echogeräte. Dann wird halt gesehen, was dabei herauskommt.
Mit einer kindlichen Lust am Experiment ließ er Gegenstände auf die Saiten fallen, zog Bänder und Metallstäbe durch sie hindurch, schob an ihnen herum, trommelte darauf, und manchmal wurde es auch ein bißchen laut. Aber nicht so, daß sich die Freunde seiner früheren Noise-Exzesse, wie der Rezensent einer ist, daran unbedingt weiden konnten. Dafür ist zuviel Ruhe in das Spiel von Fred Frith eingezogen. Konzentriert vornüber gebeugt gab er sich in langen Strecken der Erzeugung von Sound hin, dem er nur selten so langweilige, weil konventionelle Dinge wie Rhythmus und Melodie beimischte.
Nur sporadisch ließ er zwischen singenden, schwebenden Sounds und spinnerten Spielereien seine Virtuosität durchscheinen. Am Ende der regulären Spielzeit gab es dann gar ein folkiges Lagerfeuerstück. Das Publikum zeigte sich begeistert, hatte an ein bis zwei ausgewählten Stellen sogar kichernd Komik entdeckt und trieb den Meister zu einer Zugabe auf die Bühne. 'Interessant' attestierte der Rezensent, mußte sich jedoch eingestehen, diese avantgardistische Klangforschung nicht sonderlich erregend zu finden. Mit einem Blick ins wohlbetuchte Publikum war er allerdings auch nicht weiter besorgt, hiermit etwa den Anschluß an ein subversives Musikgeschehen mit umstürzlerischem Potential zu verpassen. Die Kunst für die Kunst. Mal im Ernst: Eine Revolution wird schließlich weder von Rock'n'Roll noch von Fred Frith befördert werden, auch wenn beide ihr nicht im Wege stehen werden. So ist das nun mal, auch wenn manch eine/r sich den Musikgenuß gern mit solchen Gedanken garniert. Beim nächsten Mal darf wieder ein Fachmann oder eine Fachfrau zu Fred Frith. Andreas Schnell
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