Kommentar
: Bezahlt wird nicht

■ Der Staat darf den Eiertanz der katholischen Bischöfe nicht mitmachen

Der Papst hat seinen Brief verschickt. Den deutschen Bischöfen zitterten beim Öffnen die Hände. Bis zum gestrigen Nachmittag mühten sie sich in Klausur, das Zittern unter Kontrolle zu kriegen: Beratungsschein ja oder nein? In allen Bistümern oder nur in den fortschrittlichen? Alles wartet. Der Eiertanz hat begonnen.

Gerade noch Zeit, einmal tief durchzuatmen und den mehr oder minder bangen Blick von den Pforten des Würzburger Klosters zu lösen. Und von anderer Seite die Klarheit schaffen, zu der die katholische Kirche derzeit nicht fähig ist. Wie immer die Bischöfe entscheiden, sie dürfen sich nicht um das bundesdeutsche Abtreibungsrecht herummogeln: Wenn es für die Frauen heißt, ohne Schein keine straffreie Abtreibung, so heißt es für Caritas und Co.: ohne Beratungsschein keinen Pfennig Steuergelder. Die Länder Hessen und Thüringen führen das schon seit 1993 vor. Im Dyba-Bistum Fulda erhalten die sechs katholischen Beratungsstellen, die keine Beratungsscheine mehr ausstellen, auch keine Landesmittel für die Schwangerschaftskonfliktberatung.

Ein bißchen schwanger gibt es nicht. Ein bißchen Beratung auch nicht. Die Landesregierungen als Geldgeber und die Bundesregierung als Verfechterin des Abtreibungskompromisses von 1995 dürfen der katholischen Kirche nicht die Hand reichen – zum Eiertanz. Den Bischöfen muß klargemacht werden, daß sie die wiederkehrenden Konflikte mit ihrem Oberhirten nicht an Schwangere in Konfliktsituationen weiterreichen können. Und dafür auch noch staatliche Zuschüsse kassieren.

Die Gratwanderung katholischer Beraterinnen zwischen dem erklärten Ziel, Abtreibungen zu verhindern, und dem Versuch, Frauen in Krisensituationen gerecht zu werden, ist schon bisher eine heikle Angelegenheit. Sie verhilft der katholischen Kirche jedoch zu Einfluß auf eines der großen gesellschaftspolitischen Themen. Was den Bischöfen jetzt die Hände zittern läßt, ist der Umstand, daß sie mit dem Ausstieg aus der Schwangerschaftskonfliktberatung an weltlicher Macht verlören. Diese Entscheidung muß ihnen so schwer gemacht werden wie möglich.

Nur so könnten die Mannen des Papstes verleitet werden, den Konflikt dort auszutragen, wo er entstanden ist: im Vatikan. Und nicht auf dem Rücken katholischer Beraterinnen und schwangerer Frauen. Bettina Markmeyer