piwik no script img

■ VorschlagGunnar König mit „Männerliedern“ im Studio des Renaissance-Theaters

Sie sind Pittbull-Besitzer in geschmacklosen Trainingsanzügen. Sie tragen weiße Trainingssocken und Slipper mit Bömmelchen, und sie verschanzen sich hinter Aktenkoffern. Das Männer-Arsenal, das Gunnar König vorführt, ist allseits vertraut. Die Typen, die er hinter seinem musikalischen Kabarettprogramm vorführt, sind bekannte Klischees. Machos, Softies, Klemmies, Versager – König haut sie nicht in die Pfanne, macht sie nicht einmal lächerlich. Fast schon liebevoll erzählt er von ihnen oder schlüpft in den Songs in ihre Haut.

Grundlegende Neuigkeiten über das angeblich stärkere Geschlecht sind es nicht, die der 29jährige Berliner Ex-Krankenpfleger in seinen Songs aus eigener Feder mitzuteilen hat. Auch der brachiale Schenkelklopfhumor ist nicht unbedingt seine Sache, eher bevorzugt er das schelmische Schmunzeln. Mit breitem, unschuldigem Grinsen, machmal gar zu heftigem Grimassieren, streut er seine Beobachtungen aus dem männlichen Alltag, dosiert böse und oft gekonnt pointiert.

Als Erzählfigur dient ausgerechnet ein Zeuge Jehovas samt „Wachturm“ vor Karstadt, der die Menschen vor sich vorüberziehen sieht. Harte Kerle sind nur wenige dabei, vielmehr liebesgeschundene Wesen, zwangsabstinente Intellektuelle und Beziehungsgeschädigte. Für diesen Teil der Männerbefindlichkeitsshow recycelt König den 80er-Jahre-Sound der Betroffenheitskultur und liefert im gleichen Atemzug auch noch eine Schlagerparodie. Ob Hugo, die schwule Sommerliebe Martin, „Hans im Glück“ oder Abbas „Fernando“ – der männliche Part dieser Welt ist bei Gunnar König doch eher erbärmlich und alles andere als erhaben.

Manchmal wünscht man sich, daß er das Parodistische schauspielerisch noch etwas heftiger triebe, daß er, anstatt die Eitelkeiten der Herren nur charmant zu entblößen, sie hämisch und gnadenlos vorführe. Dafür entschädigt allerdings seine stimmliche Präsenz und das wohlige Timbre, mit dem er ausdrucksstark locker zwischen melancholischem Chanson und Tango, Blues und swingendem Jazz hin- und herpendelt (am Piano: Florian Grupp). Und mit seiner Barry-Manilow-Adaption „Handy“ über des Mannes liebstes Spielzeug und Phallusobjekt hat König sogar ein kleines satirisches Glanzstück im Programm. Axel Schock

Weitere Vorstellungen: 29. bis 31. 1., Studio des Renaissance- Theaters, Knesebeckstr. 3, jeweils 20 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen