Ölminister sehen Umsatzquellen versiegen

■ Der Ölpreis ist auf dem tiefsten Stand seit vier Jahren. Überproduktion geht weiter

Berlin/Wien (taz/rtr) – Erdöl sprudelt zwar ohne Unterlaß, aber die Dollars sickern spärlicher in die Schatullen der Ölscheichs. Mit 13,56 Dollar pro Barrel (159 Liter) lag der Preis für Rohöl Ende vergangener Woche auf dem tiefsten Stand seit vier Jahren. Die Mitglieder des Marktüberwachungsausschusses der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) haben sich daher am Montag abend zusammengesetzt und ihre Sorgen geteilt. Nicht mitgeteilt haben die Ölminister jedoch, welche Empfehlungen sie ihren Mitgliedsstaaten gegen den Preisverfall geben werden.

Die elf Staaten in dem Ölkartell streben einen Preis von 21 Dollar pro Barrel an. Um auch nur annnähernd an dieses Ziel zu gelangen, müßten die Ölstaaten zumindest ihre Überproduktion drosseln. Davon jedoch sind sie weit entfernt. Erst im November hatten die Opec-Mitglieder beschlossen, die tägliche Fördermenge um zehn Prozent auf 27,5 Millionen Barrel zu erhöhen. Diese Menge ist zur Zeit aber nicht abzusetzen. Außerdem halten sich nicht alle Staaten daran und pumpen mehr Erdöl, kritisierte der kuwaitische Ölminister Issa el Mazidi am Sonntag. Sein algerischer Kollege Joussef Jousfi schlug gar schon vor, die Förderquoten wieder zu senken.

Ob ein geringeres Angebot an Opec-Öl den Preis nach oben treiben könnte, ist fraglich. Denn allein die ölfördernden Staaten, die nicht in der Opec organisiert sind, haben im vergangenen Jahr 44 Millionen Barrel pro Tag gefördert – eine Million Barrel täglich mehr als im Jahr zuvor. In diesem Jahr wird noch mehr Öl auf den Markt kommen, hauptsächlich aus der Nordsee. Außerdem gibt es mittlerweile bessere Meß- und Fördergeräte, so daß alte Ölfelder besser ausgebeutet werden können.

Zu dem vorhandenen Überangebot kommt erschwerend hinzu, daß die Nachfrage gesunken ist. Die von der Wirtschaftskrise mitgenommenen asiatischen Staaten kaufen weniger Öl ein als angenommen. Sie verbrauchen seit Ausbruch der Krise 500.000 Barrel weniger am Tag. Denn erstens liegen ihre Industrien am Boden. Und zweitens sparen die Regierungen jeden möglichen Dollar, um ihre Volkswirtschaften nicht weiter zu gefährden. Auf der Nordhalbkugel der Erde verdirbt der milde Winter den Ölpreis, da weniger geheizt werden muß. Und nicht zuletzt hat das gelockerte UNO-Embargo gegenüber dem Irak den Opec-Ministern den Umsatz vermiest. Saddam Hussein darf für eine Milliarde Dollar Öl verkaufen. ufo