„Ich fühle, es ist wirklich fünf vor zwölf für mich“

■ Der Tscheche Petr Korda steht bei den Australian Open erstmals im Finale. Huber ist raus

Berlin (taz) – Petr Korda schlug erst vor Freude dreimal Rad und hüpfte dann mit einer neuen Version seines schon berühmten Scherenschlages in die Luft. „Ich lebe in einem Traum“, sagte der Tscheche nach seinem 6:1, 6:4, 1:6, 6:2-Halbfinalsieg bei den Australian Open gegen den Sampras-Bezwinger Karol Kucera (23). „Ich wollte auf diese Art der ganzen Welt zeigen, wie glücklich ich im Moment bin.“

Sein gestriger Jubelausbruch war verständlich, steht Korda in seiner zwölfjährigen Profikarriere doch erst zum zweiten Mal im Endspiel eines Grand Slam-Turniers. Seit 1988 schied er 21mal in der ersten oder zweiten Runde aus. Lediglich 1992 erreichte er ein bedeutendes Finale (French Open), verlor dort aber glatt in drei Sätzen gegen den US-Amerikaner Jim Courier. Einige Tennisexperten bezeichneten Korda daraufhin schon mal als „den besten Spieler, der nie einen Grand Slam-Titel gewann“.

Zum großen sportlichen Durchbruch fehlte Korda vor allem Gesundheit. Sein Körper, der bei 1,90 Meter nur 72 Kilogramm wiegt, hätte ihn fast um das späte Glück auf den Centre Courts dieser Welt gebracht. „Ich habe ständig mit Schmerzen gelebt“, sagt Korda.

Tony Pickard, der frühere Trainer von Stefan Edberg, schleppte ihn 1995 auf den Operationstisch. Ein Jahr später war ein zweiter Eingriff an der Leiste nötig. Ständige Probleme mit den Nasennebenhöhlen waren ein weiteres Problem, das ihn unter anderem nach seinem Achtelfinalsieg bei den US Open gegen Pete Sampras im vergangenen Jahr zur Aufgabe im Viertelfinale zwang. Zum Jahresende 1997, das sportlich sein bestes seit 1993 war, ließ Korda auch dieses Problem operativ beheben. Das hat sich gelohnt. „Jetzt bin ich gesund. Das ist der größte Fortschritt in meinem ganzen Leben“, sagt Korda.

Nun will er seinen Beruf nur noch genießen, schließlich weiß er, daß er mit seinen 30 Jahren nicht mehr der Jüngste ist. „Ich fühle, es ist fünf vor zwölf für mich. Aber diese fünf Minuten können sehr lang sein.“

Während Korda im Finale am Sonntag gegen den Sieger der Partie zwischen Marcelo Rios und Kiefer-Bezwinger Nicolas Escude dem Höhepunkt seiner Karriere entgegenstrebt, ist das Turnier für Anke Huber erwartungsgemäß beendet. Sie verlor ihr Halbfinale 1:6, 6:2, 1:6 gegen die Weltranglisten-Erste Martina Hingis und zeigte sich danach sichtlich enttäuscht: „Nach dem zweiten Satz habe ich daran geglaubt, daß ich gewinnen kann.“ Trotz ihrer Niederlage kann Huber (23) zufrieden sein. Die Weltranglisten-14. bewegt sich mit ihrem besten Grand Slam-Ergebnis seit zwei Jahren Richtung Top ten. GK