Pharaonenstaat

Um ihre Herrschaft zu sichern, bedienten sich die Staatsoberhäupter eines umfangreichen Beamtenapparates. Der Bevölkerung galten die altägyptischen Pharaonen als Verkörperung von Göttern – und damit waren sie unantastbar. Insgesamt 31 Dynastien herrschten so von 3000 bis 300 v. Chr.

Erst Alexander der Große beendete die Herrschaft der Pharaonen, übernahm aber weitgehend ihre Verwaltung. Es folgten Römer, Perser, Araber, Osmanen. Schließlich landete 1798 in Alexandria ein französisches Expeditionskorps unter Napoleon. Doch der Brite Nelson versenkte 1801 dessen Flotte. Der europäische Kampf um die koloniale Vorherrschaft hatte begonnen.

Im Ersten Weltkrieg wurde Ägypten britisches Protektorat, 1922 formal in die Unabhängigkeit entlassen. Die ehemaligen Kolonialherren behielten sich aber die Kontrolle des Suezkanals vor. 1952 stürzte eine Gruppe Freier Offiziere in einem unblutigen Putsch König Faruk. Einer der Putschisten, Gamal Abdal-Nasser, wollte an die Spitze des Staates. 1954 ließ er Ministerpräsident Nagib unter Hausarrest stellen und übernahm sein Amt.

1956 verkündete Nasser die Verstaatlichung des Suezkanals. Am 29. Oktober besetzten israelische Truppen die Sinai-Halbinsel, zwei Tage später landeten britische und französische Truppen am Kanal. Erst auf Druck der USA und der UdSSR verpflichteten sich die Angreifer zum Rückzug.

Nassers Nachfolger Anwar as- Sadat setzte auf den Westen. Er wies die 17.000 im Land tätigen sowjetischen Militärberater aus und unterschrieb 1979 einen Friedensvertrag mit Israel. Sadat wurde 1981 von Anhängern der von ihm als Gegengewicht zur Linken einst hofierten Islamisten erschossen. Sein Nachfolger Husni Mubarak versucht eine Grätsche zwischen prowestlicher und proarabischer Politik. Der Friedensvertrag mit Israel bleibt bestehen, doch weitgehend folgenlos.

Ägypten ist auf fremde Hilfe angewiesen. Das Land ist fast eine Million Quadratkilometer groß, aber nur drei Prozent davon sind landwirtschaftlich nutzbar, der Rest ist Wüste. Weil Ägypten seine fast 65 Millionen Einwohner nicht ernähren kann, verdingen sich in allen arabischen Staaten Gastarbeiter vom Nil. Offiziell ist Ägypten eine Demokratie. Doch im zuletzt 1995 gewählten Parlament werden 72 Prozent der Plätze von Mitgliedern der Nationalen Demokratischen Partei (NDP) okkupiert. Kritiker behaupten, dies sei Ergebnis von Wahlbetrug.

Tatsächlich konnten sich bei den Wahlen zu den meisten Berufsverbänden islamistische Kandidaten durchsetzen. Doch um deren Einfluß zu begrenzen, setzt Mubarak auf eine Politik der abgestuften Repression. Die vor allem im sozialen Bereich aktiven Muslimbrüder sind eigentlich verboten, dürfen aber Büros betreiben. Anhänger der Gamaa al-Islamia (Islamische Gruppe) werden gnadenlos verfolgt. Nach Auskunft ägyptischer Menschenrechtler sitzen derzeit etwa 20.000 meist als Islamisten verdächtigte Ägypter in „Vorbeugehaft“. Kontakt zu Anwälten ist selten, Folter an der Tagesordnung und die Todesstrafe üblich. Seit fünf Jahren führt die Gamaa al-Islamia Krieg gegen den Staat – Motto: „Tod dem Pharao!“