: Ökologisch Häusle bauen
Es muß nicht gleich die Ökosiedlung sein: Umweltkriterien lassen sich bei jedem Haus berücksichtigen. Frühes Planen ist wichtig ■ Von Achim Fischer
In einer umweltgerechten Wohnung leben möchten viele. Aber deshalb in eine Ökosiedlung ziehen? Das Auto verkaufen, Genossenschaftsanteile zeichnen und einmal die Woche die gemeinsame Gartennutzung im Plenum diskutieren? Die Ökosiedlung als eigene Wohn- und Lebensgemeinschaft – sicher, das gibt es, auch in Hamburg. Aber es geht auch viel unspektakulärer. „Öko“kann (fast) jedes Häuschen sein, die richtige Planung vorausgesetzt.
Das perfekte Konzept für umweltgerechte Behausungen gibt es dabei nicht. Planer sprechen von „Öko-Bausteinen“, aus denen sich für jedes einzelne Vorhaben ein eigenes Konzept maßschneidern läßt. Bekannte Bausteine sind verschiedene technische Maßnahmen, wie eine überdurchschnittlich gute Wärmeisolierung, die Nutzung von Sonnenenergie oder die Verwendung von Regenwasser als Brauchwasser. Häuslebauer können aber auch ohne aufwendige Technik die Umwelt entlasten, etwa durch die Wahl des Grundstücks und die Architektur des Hauses.
Ein Grundstück am Stadtrand mag zwar ein grünes Ambiente für Umweltbewegte bieten. Die Energie, die die Solarheizung auf dem Dach einspart, geht jedoch verloren, wenn mehrere Bewohner täglich zig Kilometer fahren, weil Arbeitsstelle, Geschäfte, Kindergarten und Schule meilenweit entfernt sind. Oder: Ein Grundstück auf einem Hügel mag hübsch wirken. Aber ständiger Wind kühlt die Mauern aus und kann den Heizbedarf locker verdoppeln.
Je früher ökologische Kriterien in die Bauplanung einbezogen werden, desto größer kann die Entlastung der Umwelt ausfallen. Ein Haus zum Beispiel so zu planen, daß es eine möglichst geschlossene Nordseite, dafür aber viele Fenster gen Süden hat, kostet praktisch kein Geld, spart aber später jedes Jahr hunderte Mark an Heizkosten.
Gleiches gilt für die Haustechnik. Natürlich lassen sich auf jedes Dach Sonnenkollektoren schrauben. Die größte Energieausbeute aber erzielen die Bauherren, die schon in der Planung ihr Dach so konzipieren, daß eine Teilfläche möglichst lange in optimalem Winkel der Sonnenstrahlung ausgesetzt ist.
Noch besser, wenn die einzelnen Öko-Bausteine von vornherein zum System verbunden werden. Solarkollektoren machen sich zum Beispiel vor allem dann bezahlt, wenn gleichzeitig auf eine optimale Wärmedämmung geachtet wird und dafür im Gegenzug nur ein kleiner Gaskessel als Heizreserve im Keller eingebaut wird.
Wo ein Öko-Haus anfängt, läßt sich nicht bestimmen. „Nach ökologischen Kriterien gebaut“, werben immer wieder Architekten um neue Kunden. Dabei lohnt sich ein Blick in die Projektunterlagen. Oftmals beschränken sich die ökologischen Kriterien auf die Verwendung umweltfreundlicher Holzschutzmittel und den Einsatz heimischer Hölzer – Selbstverständlichkeiten, die kein Umwelt-Etikett verdienen.
Wie man auch außerhalb von Pionier-Projekten ernsthaft Umweltkriterien beim Hausbau umsetzen kann, macht in Hamburg unter anderem die städtische Wohungsgesellschaft SAGA mit zwei Niedrigenergiehäusern in Bramfeld vor. Erreicht wird dies mit mehreren Öko-Bausteinen: Solarkollektoren zur Warmwasserbereitung, Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung, sehr gute Wärmedämmung und eine Anlage, die Wärme aus Küchen- und Badabluft ausnutzt. Das Ergebnis: Die beiden Mehrfamilienhäuser sparen im Vergleich zu üblichen Neubauten fünfzig Prozent der Energie. Mietkosten, dank öffentlicher Zuschüsse: 9,80 Mark pro Quadratmeter.
Informationen zum Thema ökologisch orientiertes Bauen vermitteln u.a. Ökologisches Bauen und Wohnen e.V., Grundstr. 17, 20257 Hamburg, 040-497696 oder das Umwelttelefon der Stadt Hamburg: 040-343536.
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