Selbst der Betriebsrat freut sich über die Übernahme

■ Berliner Schienenfahrzeugbauer DWA befürchtet keinerlei Arbeitsplatzverluste nach dem Kauf durch die Kanadier. Alles sei besser als eine Übernahme durch die Konkurrenz

In Rahnsdorf herrschte gestern mittag Champagner-Laune – der Verkauf des dort ansässigen Großunternehmens Deutsche Waggonbau AG (DWA) war besiegelt. Eigentlich nichts Besonderes, wäre da nicht der Gesamtbetriebsratschef der an die kanadische Bombardier Inc. verkauften DWA in die Freudengesänge mit eingefallen. In Zeiten, wo nach Übernahmen in der Regel die große Angst vorm Stellenabbau umgeht, strahlt Arbeitnehmervertreter Jürgen Conrad ungetrübte Zufriedenheit aus: „Wir Arbeitnehmer sehen optimistisch in die Zukunft.“

Den Hintergrund solcher Worte bildet nicht nur die Zusicherung der neuen Eigner, keineswegs einen Arbeitsplatzabbau oder gar die Schließung von Standorten (5 in Ostdeutschland mit insgesamt 4.800 Beschäftigten) zu erwägen. Vor allem denkt Conrad an die Konkurrenz im deutschen Schienenfahrzeugbau und daran, wie ungewiß die Zukunft der Belegschaft von Adtranz zur Zeit aussieht. Für die DWA, die der kanadische Flugzeug- und Schienenfahrzeugbaukonzern von einer amerikanischen Gruppe institutioneller Investoren zu einem ungenannten Preis übernahm, gab es in den vergangenen sieben Jahren 39 Kaufinteressenten. „Dahinter standen Siemens und Adtranz“, sagt Conrad, der sicher ist, daß die im Falle eines Zuschlags mit Sicherheit wenig Interesse an einer Aufrechterhaltung der Standorte gehabt hätten. Die jetzige Entwicklung sei „erst mal positiv. Und wie es in drei Jahren aussieht, weiß sowieso niemand.“ Conrad hofft „auch auf die Politiker“, da der Markt der Schienenfahrzeuge nicht zuletzt von den Weichenstellungen in der Verkehrspoltik lebe.

Unabhängig davon will DWA seine Geschäfte insbesondere in Osteuropa unbedingt ausbauen, ohne den deutschen Markt zu vernachlässigen. 1997 wurden 1,1 Milliarden Mark Umsatz gemacht und ein Gewinn im zweistelligen Millionenbereich. Das ging immerhin einher mit der Einrichtung von 250 zusätzlichen Arbeitsplätzen. Wenngleich für dieses Jahr keine Aufstockung geplant ist, so können doch zumindest die Beschäftigten in der Berliner Niederlassung Fahrzeugausrüstung eine freudige Nachricht empfangen. Die Elektronikzulieferer gehören nämlich für Bombardierchef Laurent Beaudoin zu den besonders lukrativen Erwerbungen und sollen für alle Konzernbereiche „kräftig“ tätig werden. Gunnar Leue