Tödlich falsche Vorschriften oder nur Leichtsinn?

■ Die Ursache des schweren Seilbahnunglücks in Italien liegen noch immer im dunkeln

Rom (taz) – Der Hergang und die Folgen des Seilbahnabsturzes in Cavalese ist noch immer nicht geklärt. Italiens Regierung beharrt darauf, daß der Tod der 20 Gondelinsassen ausschließlich auf gesetzes- und vorschriftswidriges Flugverhalten des Piloten zurückzuführen sei. Das wird inzwischen auch in den USA zugegeben: Dem italienischen Ministerpräsidenten Prodi, der von einem „Akt tragischen Leichtsinns“ gesprochen hatte, könne nicht widersprochen werden, sagten Vertreter des Pentagon laut New York Times.

Italiens Verteidigungsminister Beniamino Andreatta hat in einer Regierungserklärung den Flug Sekunde für Sekunde rekonstruiert und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß „der Pilot erstens auf einer ihm überhaupt nicht zugewiesenen Route geflogen“ sei, daß er sich „zweitens in einer Flughöhe bewegt hat, die weit unterhalb der zugelassenen 150 Meter über dem Boden lag“, und daß er dabei drittens auch noch „Manöver ausgeführt hat, die er in dieser Gegend auf keinen Fall hätte ausführen dürfen“. Demgegenüber behauptet eine Sprecherin des Generalstabs der Nato-Basis, von wo aus der A 6-Bomber gestartet war, das Flugzeug habe „sehr wohl die Erlaubnis gehabt, bis auf 80 Meter Bodenhöhe herabzugehen.“

Verwirrung auch über das juristische Vorgehen: Nachdem es zunächst hieß, die vier Besatzungsmitglieder des Unglücksjets weigerten sich, dem italienischen Ermittler Rede und Antwort zu stehen, behauptete ihr Verteidiger jetzt, sie seien lediglich zu erschöpft gewesen und hätten unter Schock gestanden. Werner Raith