Klappe, Cut und ein Spanner

■ Der Krimiklassiker „Stahlnetz“wird in Hamburg vom NDR neu aufgelegt

Klappe: „24/4 – die Erste.“Silke Lachmann ist fassungslos: „Das gibt es doch gar nicht. Ich renne immer noch zum Therapeuten und dieser Scheißkerl führt wieder sein ganz normales Spießerleben.“– „Cut!“Regisseur Thomas Bohn unterbricht. Die Szene muß wiederholt werden. Keiner auf dem Set weiß so recht, warum.

Kaum ist die Kamera aus, schon eilt eine Assistentin zu Schauspielerin Floriane Daniel alias Silke Lachmann und beschirmt sie fürsorglich. Es regnet leicht an jenem Morgen vor den Hamburger Landungsbrücken. Dann heißt es: „24/4 – die Zweite.“Silke Lachmann, jetzt wieder unbeschirmt, wendet sich empört dem Kommissar zu: „Sperren Sie das Schwein ein.“Kommissar Färber alias Bernhard Bettermann kann nur mit den Schultern zucken: „Er hat seine Strafe verbüßt, damit müssen Sie lernen zu leben.“

„Der Spanner“heißt die neue Episode, mit der die NDR-Serie „Stahlnetz“nach 30jähriger Pause eine Renaissance erleben soll. Von 1959 bis 1968 gehörten die insgesamt 15 „Stahlnetz“-Folgen zu den Straßenfegern des öffentlich rechtlichen Fernsehens. Die Einschaltquoten lagen damals um die 90 Prozent, private Konkurrenz war noch längst nicht in Sicht.

Das damals von Jürgen Roland und Wolfgang Menge entwickelte Konzept beruhte auf authentischen Kriminalfällen. Und auch dem „Spanner“liegen Tatsachen zu Grunde. Der Inhalt: Silke Lachmann sieht zwei Jahre nach der Verurteilung ihren Vergewaltiger Wolf Markowski (alias Frank Röth) in der U-Bahn wieder. Der Arzt und Familienvater war wegen sechsfacher Vergewaltigung als „Serientäter“zu mehrjährigem Knast verurteilt worden. Lachmann fühlt sich bedroht, sucht bei dem Sachbearbeiter des Dezernats für Sexualdelikte im Hamburger Landeskriminalamt, Martin Färber, Hilfe. Färber findet heraus, daß Markowski frühzeitig aus der Haft entlassen worden ist. Gegen den Widerstand seiner Kollegen setzt der Kommissar eine aufwendige Observation durch, die aber nach zwei Wochen abgebrochen wird. Färber läßt nicht locker. Er führt die Ermittlungen auf eigene Faust fort. Als er dann eines Tages zur Wohnung von Silke Lachmann fährt, kommt er gerade im rechten Moment...

Die Regie des neuen Stahlnetzstreifens hat der 39jährige Thomas Bohn übernommen – selbst bereits ein alter Krimi-Hase. Zusammen mit Ulrike Folkerts drehte er zwei „Tatort“-Thriller, für zwei weitere Tatortfolgen schrieb er die Drehbücher. Die Dreharbeiten zum „Spanner“, die vom „Studio-Hamburg“produziert werden, werden noch bis Mitte Februar andauern.

Kai von Appen