Odyssee nach Bagdad

■ Wie der russische Rechtsaußen Schirinowski versucht, per Flugzeug in den Irak zu gelangen

Jerewan (taz) – Die Krise am Golf ist für den russischen Ultrarechten und Freund Saddam Husseins, Wladimir Schirinowski, ein willkommener Anlaß, sein lädiertes Image aufzupolieren. Am Freitag stimmte die Mehrheit der russischen Staatsduma für einen Antrag von Schirinowskis Liberaldemokraten, ein Flugzeug mit Hilfsgütern nach Bagdad zu schicken. Doch das UN-Sanktionskomitee machte Schirinowski einen Strich durch die Rechnung. Gegen den Irak besteht ein Luftembargo. Nichtsdestotrotz versammelten sich am Sonntag 48 Abgeordnete und ihre Helfer sowie 120 Journalisten auf dem Moskauer Flughafen. Schirinowski hatte die Übernahme aller Kosten versprochen.

Nachdem der Ultrarechte alle ins Flugzeug gelockt hatte, ließ er die Türen verriegeln und begann einen zehnstündigen Verhandlungsmarathon mit dem stellvertretenden Außenminister Igor Iwanow. Vor laufenden Fernsehkameras erklärte Schirinwoski, auch an diesem Tag würden wieder 400 irakische Kinder sterben, weil sie keine medizinische Hilfe bekämen. Um zehn Uhr abends startete dann die Iljuschin, allerdings nicht in Richtung Irak, sondern in die armenische Hauptstadt Jerewan. Von dort bis Bagdad sind es 1.000 Kilometer.

In Jerewan lies Schirinowski Abgeordnete und Journalisten im teuersten Hotel der Stadt unterbringen. Ein Ende des Aufenthalts ist nicht abzusehen. Inzwischen sind auch die 400 irakischen Kinder, die angeblich täglich sterben, vergessen. Denn Schirinowski schlägt die Alternative aus, die Hilfsgüter ins jordanische Amman zu fliegen und von dort auf dem Landweg weiterzubefördern. Schließlich hat er sich in den Kopf gesetzt, den irakischen Luftraum für ein russisches Flugzeug zu öffnen. Ulrich Heyden