Algerische Opposition fordert dringend Hilfe aus Europa

■ Parlamentarierreise nach Algier führt zum politischen Eklat um den Bündnisgrünen Daniel Cohn-Bendit

Algier/Berlin (taz) – Der algerische Bürgerkrieg ist nach Ansicht eines führenden Oppositionspolitikers nur mit Hilfe von außen zu beenden. „Alle inneralgerischen Lösungen sind erschöpft“, erklärte Ahmed Djeddai, Generalsekretär der Front der Sozialistischen Kräfte (FFS), gegenüber der taz. Nur eine internationale Untersuchungskommission könne die Massaker in dem Land aufklären.

Djeddai gehört zu den Gesprächspartnern der Europaparlamentarier, die sich seit Montag in dem Land aufhalten. Deren Reise entwickelt sich zunehmend in Richtung Eklat – Auslöser: Daniel Cohn-Bendit. Weil der Bündnisgrüne sich nicht an die von algerischen Behörden auferlegten Beschränkungen halten will, beschimpfen ihn regierungsnahe Zeitungen als „Rassisten“, der „an Orten von Massakern seine Show abziehen“ wolle. Ärger bekam Cohn-Bendit auch mit dem Delegationsleiter, dem Franzosen André Soulier. Weil Cohn-Bendit erklärt hatte, er wolle auch mit Vertretern der verbotenen Islamischen Heilsfront (FIS) sprechen, mahnte ihn Soulier ab: Der Wunsch entspräche nicht dem Standpunkt der Delegation.

Unterdessen werden aus London neue Foltervorwürfe gegen die algerischen Behörden laut. Die für die Behandlung von geflohenen Folteropfern zuständige Medical Foundation beklagt in einem Bericht Ausmaß und Grausamkeit der Folterpraxis. Bemerkenswert sei „das Ausmaß sexueller Mißhandlungen“. Die Ärzteorganisation empfiehlt daher einen generellen Abschiebestopp für Flüchtlinge aus Algerien. rw/taud

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