Startgeld für den Euro

■ Die EU-Kommission will die Banken zum Verzicht auf Umstellungsgebühren überreden

Brüssel (taz) – Die Europäische Kommission hat offensichtlich Bedenken, daß die Banken bei der Umstellung der nationalen Währungen zum Euro noch einmal kräftig hinlangen wollen. Der zuständige EU-Kommissar Yves- Thibault de Silguy sagte gestern in Brüssel, die Bürger dürften für den Umtausch ihrer Konten nicht zur Kasse gebeten werden. Doch ganz sicher scheint er sich da nicht zu sein.

Der Franzose de Silguy möchte die Währungsumstellung möglichst ohne großen Aufwand an neuen Gesetzen und Vorschriften über die Bühne bringen. Unter Berufung auf Sachverständigenberichte empfiehlt er den 15 EU-Regierungschefs deshalb, die Banken zur Festlegung auf einen freiwilligen „Verhaltensstandard“ zu bringen. De Silguys Drohung, sich notfalls für gesetzliche Regelungen einzusetzen, läßt allerdings vermuten, daß sich die Bankenverbände bisher eher sperrig gezeigt haben. Dabei geht es nicht so sehr um die Hauptumstellung der Konten Anfang 2002. Der öffentliche Druck wird dafür sorgen, daß dabei keine Gebühren anfallen.

Das Problem liegt in der Übergangszeit von Januar 1999 bis Dezember 2001. Einige Großkonzerne haben angekündigt, bereits im ersten Jahr ihre gesamte Buchhaltung auf die neue Währung umzustellen. Doch was macht ein Arbeitnehmer oder auch ein Zulieferer, der von IBM oder Mercedes in Euro bezahlt wird? Brot und Wurst gibt's bis Ende 2001 nur gegen D-Mark. Unklar ist bisher, wer die Umtauschkosten trägt. Verbraucherverbände bezweifeln, daß ein freiwilliger Verhaltensstandard der Banken ausreicht. Alois Berger