SPD weiß nicht, ob sie streitet

■ Schröder redet mit dem "Spiegel", Lafontaine mit "Focus" - und die SPD mit sich selbst. Einigkeit herrscht unter allen Beteiligten, die jeweils anderen zur Entschlossenheit zu mahnen

Frankfurt/Main (AP) – Zwei Wochen vor der Landtagswahl in Niedersachsen haben führende SPD-Politiker ihre Partei eindringlich zur Geschlossenheit ermahnt. Parteichef Oskar Lafontaine betonte derweil, er sei mit seinem möglichen Konkurrenten Gerhard Schröder „im besten Einvernehmen“.

Im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin Focus räumte Lafontaine zu dem Gerangel um Kanzlerkandidatur und Wahlprogramm ein: „Es ist verständlich, daß die Nervosität steigt.“ Der Spiegel berichtete, der SPD-Vorsitzende habe enger als bekannt mit den Parteilinken zusammengearbeitet, die kürzlich Kritik an Schröder geübt hatten. Dagegen wandte sich Lafontaine in Focus vehement gegen den Eindruck eines Zerwürfnisses der beiden sozialdemokratischen Spitzenpolitiker.

Der niedersächsische Ministerpräsident selbst sagte auf dem Parteitag der Berliner SPD am Samstag nur, für seinen Sieg bei der Landtagswahl in Niedersachsen würden sich zwar nicht alle, aber „fast alle“ Sozialdemokraten einsetzen. Das reiche ihm und sei sogar richtig so, fügte Schröder hinzu. Dem Spiegel sagte der niedersächsische Regierungschef, er werde bei der Bundestagswahl 2002 nicht mehr als Kanzlerkandidat zur Verfügung stehen, weil er dann mit „fast 60“ nicht gerade das ideale Alter für einen Hoffnungsträger habe.

Daß er sich um die SPD zuwenig kümmere, „wird vielleicht als Mangel betrachtet“, sagte Schröder und fügte hinzu: „Oft denke ich: Du bist zuwenig fähig, auf Erwartungen anderer einzugehen.“ Falls die Partei ihn nicht als Kanzlerkandidaten für den Herbst aufstelle, sei das für ihn jedoch keine Niederlage.